Imperiale Visionen: Nationen und Geschichtspolitik im Zarenreich und in der Sowjetunion, 1880-1953
Final Report Abstract
Das Projekt widmete sich der Funktion von (staatlich gelenkter) Geschichtspolitik als einer zentralen Strategie imperialer Raumerschließung vor dem Hintergrund nationaler Identitätsstiftung und Staatenbildung. Im Zentrum der zeitlich diachronen Untersuchung standen dabei ausgewählte Fallbeispiele aus den (nichtrussischen) Regionen des Russländischen Imperiums und der Sowjetunion. In diesem Zusammenhang galt es, Pendants zur (national)russischen Geschichtskultur in nichtrussischen Regionen zu fassen und diese mit Hinblick auf die Entstehung dortiger nationaler Geschichtskulturen und Formen nationaler Identität sowohl unter zarischer als auch, unter sowjetischer Ägide - etwa im Zuge einer Re-Nationalisierung unter dem Vorzeichen des Sowjetpatriotismus - mit Blick auf bestehende Brüche und Kontinuitäten hin zu untersuchen. Dies sind im Einzelnen für die islamischen Bergvölker des Kaukasus der Kult um den legendären politisch-religiösen Führer Imam Samil (1797-1871), für Aserbaidschan die offizielle Inszenierung des Heerführers und Volkshelden Babäk Xoramdin (798-838) sowie für Usbekistan der staatlich verordneten Kult um den islamischen Renaissance-Gelehrten Aliser Navoi (1441-1501). In einem weitern, im Projektantrag noch nicht vorgesehenen Untersuchungsschritt wurden durch einen diachronen Vergleich nationaler Gedächtnisorte und deren (medialer) Repräsentation im russländischen Raum nach 1991 neue Erkenntnisse über Spezifika und charakteristische Entwicklungspfade ästhetischer Aneignungsprozesse vor dem Hintergrund nationaler Identitätsbildung und offiziell gelenkter Geschichtspolitik gewonnen. Die Projektergebnisse wurde bis dato in zahlreichen Vorträgen einem internationalen Fachpublikum vorgestellt und im Rahmen eines Sammelbandes sowie mehrerer Aufsätze in deutscher, russischer und spanischer Sprache publiziert.
Publications
- „Imperiale Visionen": Nationen und Geschichtspolitik im Zarenreich und in der Sowjetunion, 1880-1953. Historisches Institut der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, 30.April 2008
Lars Karl
- "Imperial Visions": Nations and the Politics of History in Muslim Caucasus and Central Asia, 1880-1953. Universidad Complutense de Madrid, 14. Dezember 2009
Lars Karl
- "Imperiale Visionen": Nationen und Geschichtspolitik im Zarenreich und in der Sowjetunion. In: Besier, Gerhard/Stoklosa, Katarzyna (Hg.): Geschichtsbilder in den postdiktatorischen Ländern Europas. Auf der Suche nach historisch-politischen Identitäten. Berlin (LIT Verlag) 2009, S. 23-45
Lars Karl
- Bauernkrieger unter dem Doppeladler: Die Wiedergeburt des russischen Kosakentums. In: Karl, Lars/Polianski, Igor J.: Geschichtspolitik und Erinnerungskultur im neuen Russland. Göttingen 2009, S. 187-214
Lars Karl
- Der Traum vom östlichen Imperium: Imperiale Geschichtspolitik als hegemoniale Herrschaftspraxis im muslimischen Kaukasus. Workshop „Der Kaukasus im Kontext transkultureller Hierarchien" am Lehrstuhl fiir Geschichte Osteuropas der Universität Konstanz, 10. Juli 2009
Lars Karl
- Geschichtspolitik und Erinnerungskultur im neuen Russland. Göttingen: V&R unipress 2009 (Reihe: Formen der Erinnerung, Band 40)
Lars Karl, Igor J. Polianski
- Tourism in Azerbaijan: Historical Legacies and Future Prospects. Universidad de Complutense de Madrid, 11. Dezember 2009
Lars Karl
- Vom „Handlanger des türkischen Sultans" zum „revolutionären Helden": Imperiale Geschichtspolitik in der Sowjetunion am Beispiel Imam Samils. Frühjahrstagung des DVPW-Arbeitskreises „Politik und Geschichte" in Kassel, 20. Februar 2009
Lars Karl
- (Re-)lnventing a Rebel. The Case of Imam Shamil in Tsarist Russia and in the Soviet Union, 1859-1991. Kolloquium des Lehrstuhls Geschichte Osteuropas an der Humboldt-Universität zu Berlin, 8. Dezember 2010
Lars Karl
- Between Transcaucasia and Transaraxia: Azerbaijan in the Concepts of Soviet Politics of History. Western University (Qerb universiteti), Baku, 18. März 2010
Lars Karl
- Imam Samil' als Erinnerungsfigur und ikonografischer Topos: Narrative und Gegen-Narrative im Spannungsfeld der imperialen Peripherie, 1880-1991. Workshop „Der Kulturheros - ein Paradigma zwischen Kult, Kultur und Politik" am Zentrum für Literaturforschung (ZfL), Berlin, 26. Februar 2010
Lars Karl
- Imperiale Geschichtspolitik als Herrschaftspraxis im Kaukasus und in Zentralasien. Kolloquium des Lehrstuhls für Osteuropäische Geschichte der Georg-August-Universität Göttingen, 11. Juni 2010
Lars Karl
- Russisch-Imperiale Geschichtspolitik im Nordkaukasus am Beispiel der Gestalt von Imam Samil'. Tagung „Kampf um Wort und Schrift: Russifizierung in Osteuropa, im Kaukasus und in Sibirien im 19. bis 21. Jahrhundert" am Institut für Europäische Geschichte (lEG), Mainz, 21. Mai 2010
Lars Karl
- „Imperiale Visionen": Nationen und Geschichtspolitik im muslimischen Kaukasus und in Zentralasien, 1880-1953. Geisteswissenschaftliches Zentrum Geschichte und Kultur Ostmitteleuropas (GWZO), 26. 0ktober 2010
Lars Karl
- Héroes entre Moscú y Medina: figuras de integración imperial en las regiones musulmanas de la Unión Soviética. In: Cuadernos de Historia Contemporánea 33 (2011), S. 119-139
Lars Karl
- Krest'janskie voiny pod dvuglavym orlom: vozrozdenie rossijskogo kazacestva deyjanostych godov. In: Forum novejsej vostocnoevropejskoj istorii i kul'tury, 1/2010, S. 161-184
Lars Karl
- Helden zwischen Moskau und Medina: Imam Samil', Babäk und Aliser Navoi als imperiale Integrationsfiguren in den muslimischen Regionen der Sowjetunion. In: Pietrow-Ennker, Bianka (Hg.): Russlands imperiale Macht. Integrationsstrategien und ihre Reichweite in transnationaler Perspektive. Wien/Köln/Weimar 2012, S. 155-178
Lars Karl