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Larisa am Hermos - Ostgriechischer Aristokraten- bzw. Tyrannensitz, äolische Gründung und Fundort äolischer Keramik

Subject Area Classical, Roman, Christian and Islamic Archaeology
Term from 2006 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 34241896
 
Final Report Year 2009

Final Report Abstract

Aus der vorgriechischen Zeit verdient hervorgehoben zu werden, dass die Befestigungsmauer Larisas in der 2. Hälfte des 2. Jts. errichtet wurde und bis zum Bau der sog. spätarchaischen Burgmauer die Stadt umgab. Die kaum bekannte Geschichte Larisas im 7./6. Jh. wurde derjenigen ihrer nahegelegenen Mutterstadt Kyme nachgezeichnet. Aufgrund von Baubefund und unpubliziertem Plan wurden die Grundrisse des sog. Ältesten und Alten Palastes erarbeitet. Beide Bauten sind früher als bisher zu datieren (der jüngere um 600). Sie sind in der Tat als Paläste zu verstehen und wohl und wohl mit Aisymneten-Aristokraten zu verbinden, der jüngere nach 546 vielleicht mit einer moderaten Tyranis. Der Alte Palast hatte keine orientalischen Vorbilder. Ihr mögliches Aussehen im Inneren wie im Äußeren wurde rekonstruiert. Der Athena-Tempel mit der mehrphasigen Cella und die zugehörigen Podien wurden analysiert. Die in die 2. Hälfte des 6. Jhs. gehörende Phase der Cella (Bauornamentik) könnte zusammen mit dem 2. und 3. Podium, die wohl gleichzeitig sind, erbaut worden sein. Das 2. Podium diente dazu, eine Peristase zu tragen. Der Tempel und der riesige Altar wurden mit den archaischen Palästen in Beziehung gesetzt und historisch gedeutet. Schefolds These, es habe nur eine einzige Eroberung Larisas, durch die Athener um 430, gegeben, und der sog. Athenerschutt sei eine Folge nur von dieser, wurde widerlegt, denn die Analyse dieses Schuttes ergab zwei Zerstörunghorizonte, den eben genannten und einen aus der Zeit um 498, Resultat einer Schleifung durch die Perser (ohne Zerstörung durch Brand). Folge der Eroberung um 498 war die Erbauung einer mächtigen, turmbewehrten Burgmauer (sog. spätarchaische Burgmauer), eines dadurch von der Vorstadt getrennten und abgesicherten Temenos und Residenzbezirkes mit einem Megaron als Hauptbau, die Renovierung des Tempels, die Anlage der Aufschüttung und eines Plattenbelags um den Tempel herum. Schefolds Deutung, es habe sich dabei um das Werk eines den Persern unterstehenden griechischen Tyrannen im landläufigen Sinn des Wortes (Despot) gehandelt, wurde erhärtet und präzisiert, und letzterer als ein solcher gesehen, der sich als königgleich verstand (vgl. Polykrates). Bei der Charakterisierung der neuen Architektur wurde die Verwendung von schönem Polygonalmauerwerk betont. Besprochen wurde auch der Ausbau des Megarons zum als 'griechisch" interpretierten Hofhaus mit kleinen Säulenhallen, dann - Schefold folgend - die Einnahme Larisas durch die Athener um 430 und ihre baulichen, wohl im Sinne der 'Demokratie" durchgeführten Veränderungen, zu denen u. a. die weitgehende Niederlegung der südlichen und östlichen 'spätarchaischen Burgmauer' und der Bau eines Bankettgebäudes gehörten Das sog. Nordtemenos war deshalb kein sakraler Bezirk. Die Behandlung des Neuen Palastes, eines Peristylbaus (um 350), des Bollwerks A (um 300) und der Stadtmauer des 4. Jhs. folgte zwar in den Grundlinien Schefold, erklärte aber den Palast als ins Monumentalere und Reichere gesteigertes Hofhaus. Bollwerk A wurde in seiner unterschiedlichen Bossentechnik dokumentiert. Daraus ergab sich, dass deshalb keine Phaseneinteilung der Stadtmauer vorgenommen werden konnte (sondern nur eine relative nach Baunähten). Auch wurden wichtige, nicht dokumentierte Türme/Bastionen und Kurtinen in Aufnahmen vorgelegt. Betont wurde, dass auch der damalige Dynast in einer Burg residierte und sein Palast genausowenig wie die anderen unter persischer Herrschaft entstandenen Paläste Larisas nichts "Orientalisches" an sich hatten, sondem "griechisch" waren. Nach der Grabungspublikation und den -unterlagen wurde ein chronologisch genaueres und vollständigeres Bild von Nekropole, Grab- und Bestattungsformen gezeichnet. Die sozialgeschichtliche Betrachtung konnte die Gräber der Aisymneten und Aristokraten des 7./6. Jhs., von jenen der Tyrannen und ihren Hetairoi des 5. Jhs. sowie den Kriegern beider Gruppen trennen. Der Vergleich mit äolischen und ionischen Nekropolen zeigte die Besonderheil des larisäischen Friedhofs (Dominanz des Tumulus mit Kisten- und/oder Urnengrab; keine Sarkophage). Auch wurde die Frage nach der Herkunft dieses Tumulusgrabes thematisiert. Es wurde dargelegt, dass in Larisa spätestens in der 1. Hälfte de 8. Jhs. und vielleicht schon im 10./9. Jh. Griechen siedelten. Schließlich wurden die Rolle der Keramik mit ziegelrotem Ton herausgestellt, Schefolds Feinchronologie der Becken und Skyphos-Kratere der Äolisch-Grauen Ware widerlegt und der soziale Stellenwert sowohl dieser Gefäßformen als auch entsprechender der äolischorientalisierenden untersucht. Überraschend war für den Bearbeiter D. Hertel die Datierung der beiden alten Paläste, ihre Deutung als Residenzen von Aisymneten-Aristokraten Regimen und über die Art des Mauerwerks von Bollwerk A hinaus das Auftauchen einer kleinen Zahl von Scherben aus der Zeit zwischen ca. 500 und ca. 200 in der Aufftüllung im Süden und Westen des Tempels und die o. erwähnte sozialgeschichtliche Bedeutung der Nekropole. Es wäre nicht ganz undenkbar, dass die nun erzielten Erkenntnisse zu Larisa auch in öffentlichen Medien ein Echo fänden.

 
 

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