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Geschlechtsdimorphe Bildung von Estradiol aus Estronsulfat sowie anderen hormonalen Molekülen aus adrenalen Vorstufen im normalen und gestörten Wachstumszyklus des menschlichen Haares.
Antragsteller
Professor Dr. Ulrich Schweizer, seit 8/2021
Fachliche Zuordnung
Endokrinologie, Diabetologie, Metabolismus
Förderung
Förderung von 2016 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 323377867
Menschliche Haarwuzeln sind Organe und können aus im Blut vorhandenen Vorstufen autonom Steroidhormone bilden. Wir haben zwei bisher unbekannte Stoffwechselwege in menschlichen Haarwurzeln nachgewiesen. A: Die Bildung von Estron (E1) und Estradiol (E2) aus Estronsulfat (E1S). Sie übertrifft die Estrogensynthese durch die Aromatisierung von Androstendion, um ein Mehrfaches. Dieser Stoffwechselweg ist abhängig von der Wachstumsphase der Haare, ihrer Körperlokalisation, vom Geschlecht und Lebensalter. B: Aus Dehydroepiandrosteron (DHEA) werden lokal 7alpha-hydroxy-Dehydroepiandrosteron (7alpha-OH-DHEA) und Androstendiol gebildet. Ihre Synthese unterliegt offensichtlich analogen Modulationen hinsichtlich Wachstumsphase, Lokalisation, Geschlecht (starker sexueller Dimorphismus!) und Alter wie der E1S Stoffwechsel. E2 reguliert das Haarwachsturn. Androstendiol kann estrogen wirken. Die Rollen von 7alpha-OH-DHEA und Androstendiol im Haar sind nicht bekannt. In diesem Vorhaben soll die Synthese hormonaler Metaboliten aus E1S und DHEA in Haarwurzeln bei der androgenetischen Alopezie, der Alopecia areata und dem idiopathischen Hirsutismus erforscht werden. Sowohl für Männer als auch für Frauen sind einerseits der vorzeitige Verlust von Kopfhaaren oder andererseits eine übermäßige Körperbehaarung mit erheblichen psychischen Belastungen verbunden. Die reale Möglichkeit, pharmakologisch in den Steroidstoffwechsel der Haare einzugreifen, lässt die direkte Anwendbarkeit der hier zu erwartenden Erkenntnisse erwarten. Isolierte Haarwurzeln sind ein Modell für größere und vital wichtigere Organe. Im Vergleich zu anderen Organen, sind sie relativ einfach zu beschaffen. Sie eignen sich daher auch, Grundprinzipien der intrakrinen und parakrinen Autoregulation der Hormonsynthese in anderen steroidsensitiven Erkrankungen wie Prostata- und Mammakarzinom zu erforschen. Die Kenntnis der hier ablaufenden Regulationen könnte für alle Organe und Gewebe wichtig sein, die von männlichen und weiblichen Sexualhormonen reguliert werden und eine Enzymausstattung besitzen, wie wir sie in Haarwurzeln vorfinden. Gemeinsame pathophysiologische Mechanismen erscheinen für Androgen- und Estrogen-assoziierte Erkrankungen der Prostata, Mamma und Knochen möglich. Die geplanten Untersuchungen sollen zu therapierelevanten Modellen durch das vorgesehene Screening von Steroiden, Inhibitoren, Wachstumsfaktoren und Zytokinen führen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller
Professor Dr. Hans-Udo Schweikert, bis 7/2021 (†)