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Partizipative Entwicklung ländlicher Regionen. Alltagskulturelle Aushandlungen des LEADER-Programms der Europäischen Union

Antragsteller Professor Dr. Ove Sutter
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 322783243
 
Trotz fortschreitender Urbanisierungsprozesse lebt nach wie vor ein großer Teil der Bevölkerung der Europäischen Union in ländlichen Gebieten. Dabei steht der ländliche Raum gegenwärtig unter Druck. In Strukturfördermaßnahmen der EU wird er u.a. unter Gesichtspunkten des demographischen Wandels, der ökologischen Nachhaltigkeit, des sozialen Zusammenhalts und der wirtschaftlichen Entwicklung als Problem definiert. EU-Regionalentwicklungsprogramme wie LEADER adressieren diese Defizite, indem sie lokale Akteure auffordern, ländliche Gebiete als Standorte im wirtschaftlichen Wettbewerb der Regionen zu entwickeln und unternehmerisch auszurichten. Dabei wird die alltägliche Lebenswelt zum doppelten Ziel der Planung: 1) Der community-led local development-Ansatz von LEADER zielt auf die partizipative Einbindung der BewohnerInnen ab, da er dazu auffordert, diese an der Ausarbeitung und Umsetzung von Entwicklungsprojekten zu beteiligen. 2) Die Maßnahmen zielen auf die Veränderung der Alltagskultur ab, indem sie z.B. bürgerschaftliches Engagement, regionale Identität oder Netzwerke zu entwickeln versuchen. Das Forschungsprojekt untersucht aus kulturanthropologischer Perspektive, wie LEADER durch lokale Akteure umgesetzt wird und wie es sich auf die alltägliche Lebenswelt der Bevölkerung ländlicher Gebiete auswirkt. Die Studie nimmt ihren Ausgangspunkt an zwei Hypothesen: 1) Die Auswirkungen und Funktionsweisen von LEADER lassen sich nur nachvollziehen, wenn neben der Analyse von institutionellen Rahmenbedingungen und Policy-Diskursen auch die Umsetzung und Auswirkung im Alltag der lokalen Bevölkerung untersucht wird. 2) Die Umsetzung von LEADER ist von alltagskulturellen Aneignungen und Übersetzungen des Förderprogramms geprägt, die sich teils widersprüchlich zu dessen Zielen verhalten. Von hier aus stellen sich die Fragen, wie sich BewohnerInnen an der lokalen Umsetzung von LEADER-Projekten beteiligen, wie sie die Maßnahmen in ihre alltägliche Lebenswelt übersetzen und welche Auswirkungen diese Übersetzungen auf Formen alltäglicher Lebensführung, alltägliche Sichtweisen und Deutungen sowie kulturelle Objektivationen haben. Die empirische Basis des Forschungsprojekts bilden zwei ethnographisch und diskursanalytisch vorgehende sowie vergleichende Fallstudien, die lokale LEADER-Projekte zu ökologischer Nachhaltigkeit und demographischem Wandel als zentrale Entwicklungsfelder ländlicher Gebiete untersuchen. Die Studien werden in den drei benachbarten LEADER-Regionen Eifel, Zülpicher Börde und Rheinisches Revier an Inde und Rur im Regierungsbezirk Köln durchgeführt. Ziel ist es, in der Analyse von Policy eine Perspektive zu stärken, welche die alltagskulturellen Aushandlungen von Entwicklungsprogrammen wie LEADER mit in den Blick nimmt. Darüber hinaus soll ein Beitrag zur gesellschaftspolitischen Debatte über den ländlichen Raum und über die demokratischen Potenziale partizipativer Governance-Formen in Europäisierungsprozessen geleistet werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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