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Achtsamkeit als kognitive und emotionsbezogene Strategie zur Förderung kindlicher Resilienz

Antragstellerin Dr. Lena Wimmer
Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2016 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 321340065
 
Achtsamkeit bezeichnet eine absichtsvolle, nicht-wertende Art der Aufmerksamkeitssteuerung, die mittels etablierter Verfahren trainierbar ist. Die positiven Auswirkungen von Achtsamkeitsübung auf die psychische Gesundheit von Erwachsenen sind mittlerweile empirisch gut belegt (Brown & Ryan, 2003). Weniger erforscht sind die Wirkungen in Kindheit und Jugend. Die frühe Adoleszenz ist durch rasche Veränderungen in der Entwicklung des präfrontalen Cortex gekennzeichnet, die sich im Sinne einer kritischen Phase für Lerneinflüsse interpretieren lassen. Daher ist anzunehmen, dass gerade Kinder vor Beginn der Pubertät von Achtsamkeitstraining profitieren. Aufgrund der erhöhten Vulnerabilität für die Entwicklung psychischer Störungen ist zudem die Förderung von exekutiver Kontrolle, Emotionsregulation und Wohlbefinden in diesem Stadium der neurokognitiven Entwicklung besonders bedeutsam (Sanger & Dorjee, 2015; Spear, 2013). Dass diese psychischen Merkmale mittels Achtsamkeitstraining verbessert werden können, wird bereits in mehreren Studien gezeigt (z.B. Jha et al., 2010; Lyvers et al., 2014; Poehlmann-Tynan et al., 2016). Allerdings fehlt es insbesondere noch an Forschung mit Kindern, die einerseits hohen methodischen Standards genügt, d.h. unter Einbeziehung von Kontrollgruppen und Verwendung objektiver Messverfahren, und die andererseits Wirkmechanismen von Achtsamkeitsübung und deren Beziehung untereinander betrachtet. Verschiedene Modelle sagen übereinstimmend vorher, dass Achtsamkeitstraining zunächst exekutive Funktionen und darauf aufbauend die Emotionsregulation fördert, was letztlich das Wohlbefinden steigert. Ein solcher Prozess hätte nachhaltig positive Effekte wie beispielsweise eine Verbesserung von Schulleistung und Selbstregulation, die nachweislich mit späterem Berufserfolg, Gesundheit und hohem sozioökonomischen Status assoziiert sind (Moffitt et al., 2011). Das geplante Projekt überprüft diese Vorhersage in einer Studie mit Grundschulkindern mittels eines randomisierten Prä-Post-Follow-Up-Designs. Die Teilnehmenden werden nach zufälliger Zuteilung entweder von fortgebildeten Lehrkräften in der Schule über 8 Wochen hinweg in Achtsamkeit trainiert oder erhalten im gleichen Zeitraum kein spezielles Training. Unmittelbar vor und nach dem Interventionszeitraum werden die Kinder mit Hilfe objektiver und subjektiver Maße hinsichtlich exekutiver Kontrolle, Emotionsregulation und Wohlbefinden psychologisch getestet. Um die Trainingseffekte über einen längeren Zeitraum verfolgen zu können, werden alle Messungen nach einem 3-monatigen Follow-Up-Intervall wiederholt. Aufgrund des tragfähigen experimentellen Designs und der aussagekräftigen Messverfahren trägt das Projekt sowohl zur Weiterentwicklung der Grundlagen- als auch der angewandten Forschung bei, da Schlussfolgerungen zu Wirkmechanismen von Achtsamkeit gezogen, aber auch evidenzbasierte Maßnahmen zum Einsatz von Achtsamkeitstrainings im Schulkontext abgeleitet werden können.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug Großbritannien
Gastgeberin Dusana Dorjee, Ph.D.
 
 

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