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Biologische Zeiten. Medien, Techniken und Architekturen epistemischer Temporalität

Fachliche Zuordnung Theater- und Medienwissenschaften
Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 319407508
 
In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten haben Molekularbiologie, Hirnforschung, Biomedizin und ähnliche Disziplinen auf immer neue Weise verdeutlicht, dass Zeit nicht nur ein äußeres Maß, sondern auch ein interner Operator des Lebens ist. Unser Projekt zielt darauf, ausgewählte Aspekte dieser Entwicklung mit Blick auf die dabei involvierten Medien, Techniken und Architekturen historisch zu rekonstruieren. Orientiert an neuerer Wissenschaftssoziologie und Historischer Epistemologie gehen wir davon aus, dass die Herstellung und Darstellung spezifisch biologischer Zeiten von der Entwicklung, Gestaltung und Verbreitung komplexer Forschungsmaschinen nicht zu trennen ist, die neben einer bestimmten Materialität (Instrumente, Modellorganismen, Aufzeichnungsflächen etc.) auch über eine bestimmte Semiotizität (Zahlen, Kurven, Bilder usw.) verfügen. Weiter nehmen wir an, dass sich am Leitfaden dieser Forschungsmaschinen die spezifischen Zeiten der Biologie - die Eigenzeit der Forschung ebenso wie die Eigenzeit von Organismen - in die Geschichte der modernen Kultur und Gesellschaft einschreiben lassen. Mit Blick auf exemplarische Konstellationen aus der Geschichte der Lebenswissenschaften im 19. und 20. Jahrhundert wollen wir zeigen, dass (1.) zeitbasierte Medien wie der Film seit etwa 1910 nicht nur die Forschungspraxis von Allgemeiner Physiologie und Tierpsychologie veränderten, sondern zugleich eine neue Ästhetik des Lebens nach sich zogen, die sich bis ins Kino des Surrealismus verfolgen lässt; dass (2.) bestimmte Techniken, z.B. die in den 1930er Jahren entwickelte Herz-Lungen-Maschine, nicht nur die Lebensspanne von individuellen Organismen verlängerten, sondern auch zu neuen Darstellungen von biologischen und technologischen Funktionen führten; und dass (3.) die Architekturen des biologischen Labors seit den 1870er Jahren zwar in den Dienst einer Veranschaulichung lebenswissenschaftlicher Tatsachen gestellt wurden, in ihrer strukturellen Entwicklung aber zugleich ein eigenes Zeit-Bild des Lebens entwarfen. Insgesamt zielt das Projekt damit auf eine genauere Profilierung des Sachverhalts, dass die epistemische Temporalität der Lebenswissenschaften nicht von einer Ästhetik der Zeit zu trennen ist, die weit über den Bereich der Laborforschung herausreicht.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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