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Entscheiden unter Stress: Welches Hirnsystem leitet das Entscheidungsverhalten?

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 318605021
 
Entscheidungen können durch verschiedene Mechanismen getragen werden, die sich sowohl in ihrer neuronale Grundlage als auch in den verarbeiteten Informationen unterscheiden. Dies trifft auch beim sogenannten "Credit Assignment" zu, dem Problem, ein belohnendes oder bestrafendes Ereignis korrekt der kausal verantwortlichen Handlung zuzuschreiben. Dieses Problem kann sowohl durch kontingente Assoziationen zwischen Ergebnissen und den richtigen kausalen Handlungen gelöst werden, oder durch (nicht-kontingente) statistische und heuristische Mechanismen. Während kontingentes Lernen den Orbitofrontalkortex benötigt, werden statistische und heuristische Mechanismen durch die Amygdala und das dorsolaterale Striatum gestützt. Wenngleich die Nutzung dieser verschiedenen Mechanismen zu fundamental unterschiedlichen Entscheidungen führen kann, ist bisher weitgehend unbekannt, durch welche Faktoren ihre Beteiligung an der Kontrolle des Verhaltens moduliert wird. Stress ist ein wesentlicher Modulator kognitiver Prozesse. Insbesondere ist bekannt, dass Stress die Nutzung verschiedener Gedächtnissysteme verändern kann. Ausgehend von diesen Befunden lässt sich vorhersagen, dass Stress möglicherweise auch die Nutzung anatomisch und funktionell unterschiedlicher Mechanismen bei Entscheidungsprozessen beeinflusst. Um diese Vorhersage zu prüfen, sollen gesunde Versuchspersonen einem standardisierten Stressprotokoll oder einer Kontrollmanipulation unterzogen werden bevor sie eine Aufgabe zum Credit Assignment bearbeiten, die sowohl kontingente wie nicht-kontingente Mechanismen aufdecken kann. Um die neuronale Grundlage des Effekts von Stress auf diese verschiedenen Mechanismen zu untersuchen, soll die Hirnaktivität der Probanden während der Aufgabenbearbeitung mit fMRT bei 3T gemessen werden. Wir erwarten, dass Stress die Beteiligung nicht-kontingenter Mechanismen am Verhalten erhöhen wird, zu Lasten von präzisem kontingenten Lernen. Auf neuronaler Ebene erwarten wir, dass Stress zu einer gesteigerten Beteiligung der Amygdala und einer reduzierten Beteiligung des lateralen Orbitofrontalkortex am Entscheidungsverhalten führt. Über die Relevanz für unser generelles Verständnis von Entscheidungsverhalten unter Stress hinaus, können die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes auch bedeutsame Implikationen für Stress-assoziierte, psychische Störungen haben, in denen Entscheidungsdefizite prominent sind, sowie auch für berufliche Kontexte, in denen Entscheidungen häufig unter Stress getroffen werden müssen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Professor Dr. Gerhard Jocham
 
 

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