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Das Tinnitus Netzwerk: Komorbidität, Plastizität und Veränderung durch Intervention
Antragsteller
Professor Dr. Christian Dobel; Professor Dr. Joachim Gross; Professor Dr. Markus Junghöfer
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Experimentelle und theoretische Netzwerk-Neurowissenschaften
Experimentelle und theoretische Netzwerk-Neurowissenschaften
Förderung
Förderung seit 2016
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317886062
Tinnitus, die Wahrnehmung eines Phantom Geräusches reicht von einem Ärgernis bis zu einer beträchtlichen Störung. Wie wir und andere zeigen konnten, ist Tinnitus durch eine hohe Komorbidität einschließlich affektiven Symptomen, aber auch Aufmerksamkeitsstörungen und Sprachwahrnehmungsbeeinträchtigungen charakterisiert. Auf neuronaler Ebene ist die Störung mit Dysfunktionen in auditiven Verarbeitungsregionen, aber auch dem limbischen System und speziell frontalen wie parietalen Arealen assoziiert. Dies zeigte sich in spontanen und evozierten Maßen. Tinnitus ist also eher eine Beeinträchtigung eines Netzwerkes als eine Störung, die durch eine umschriebene dysfunktionale Region, beschrieben wird. In der ersten Förderungsphase, charakterisierten wir pathologische Veränderung im kortikalen Tinnitusnetzwerk indem wir die exzellente zeitliche und gute räumliche Auflösung der Magnetenzephalographie ausnutzten. Darauf aufbauend wollen wir die funktionale Konnektivität und ihre Veränderung durch therapeutische Intervention untersuchen. Basierend auf der Hypothese, dass der Thalamus eine entscheidende Rolle im Tinnitus Netzwerk spielt, messen wir thalamo-kortikale Aktivität in Ruhe, als Hirnantwort auf musikalische Reize und als Zusammenspiel des Tinnitus mit spezifischen, stimulierten Frequenzen (Studie 1). Um die Mechanismen für die hohe Komorbidität des chronischen Tinnitus zu verstehen, verwenden wir experimentelle Paradigmen, die halfen affektive Störungen zu untersuchen. Studie 2 wird erhöhte Furcht, reduziertes Lernen von Sicherheit und Übergeneralisierung von furchterregenden Stimuli auf neutrale, konditionierte Stimuli untersuchen. Dies soll in der tinnitus-relevanten auditiven Domäne und der nicht-relevanten visuellen Domäne erfolgen. Die Paradigmen beider Studien werden verwandt, um die Veränderung der funktionalen Konnektivität im Verlauf einer leitlinienbasierten Behandlung zu beobachten (Studie 3). Dadurch lässt sich messen, in welchem Ausmaß klinische Intervention pathologische Veränderungen reduziert. Zusätzlich zu diesen neurophysiologischen Maßen erhalten Patienten eine Smartphone App, um depressive Symptomatik, Tinnitus und Aktivitätsprofile zu bestimmen. Dies ermöglicht eine langfristige, momentane Messung von Symptomen ohne direkten Patientenkontakt. Die Vorhersage des Therapieerfolgs ist gegenwärtig bei Tinnitus nicht zufriedenstellend und wir hoffen diese Situation durch die Kombination von Messmethoden und experimentellen Ansätzen zu verbessern. Zusammengefasst, hat das Projekt zum Ziel die neuronalen Korrelate und Mechanismus des Tinnitus sowie die hohe Komorbidität mit affektiven Störungen zu untersuchen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir neue Methoden und Paradigmen entwickeln, um die Entwicklung und die Behandlung von Tinnitus zu verstehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Zypern
Kooperationspartner
Dr. Evangelos Paraskelopoulos
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Birgit Mazurek; Professor Dr. Nils Opel