Detailseite
Projekt Druckansicht

Kulturelle und politische Entwicklungen im Grenzgebiet zwischen Mesopotamien und Iran: Die Erforschung des urbanen Zentrums Bakr Awa zur Bronzezeit

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317397603
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Ziel des beantragten Projekts war die archäologische Erforschung des an der mesopotamischen Peripherie gelegenen Fundortes Bakr Awa (Nordost-Irak), Aufarbeitung des ausgegrabenen Materials und Durchführung naturwissenschaftlicher Untersuchungen an ausgewählten Fundgattungen. In zwei Grabungskampagnen, 2017 und 2018, wurden in vier Bereichen des Hügels Siedlungsschichten vom späten Chalkolithikum (um 3500 v. Chr.) bis zur Mongolen-Zeit (13.-14.Jh. n. Chr.) freigelegt. Einer der Schwerpunkte war die Erkundung der Siedlungskontinuität und des kulturellen Wandels, deren Ergebnisse jetzt ein klares Entwicklungsbild dieser urbanen Siedlung liefern. Es gab Phasen des dynamischen Wachstums und des Stillstands, in denen sich offensichtlich die soziale Struktur der Bevölkerung und der Charakter der Siedlung änderten. Unerwartet kamen kurz vor dem Ende der Grabung im Zentrum des Fundortes Siedlungsreste aus der mittleren Uruk-Zeit zutage, die neues Licht auf die damalige Ausweitung der Uruk-Kultur werfen. Zahlreiche Funde von Scarlet Ware in Schichten der beginnenden Frühbronzezeit (ca. 2800-2700 v. Chr.) verschieben die bisher angenommene Verbreitungsgrenze dieser Keramikgattung weiter nach Nordosten. Aufschlussreich sind die mittelbronzezeitlichen Hinterlassenschaften (ca. 2000-1800 v. Chr.), insbesondere Grabinventare, die weitläufige interkulturelle Beziehungen und wirtschaftlichen Austausch mit Nord- und Südmesopotamien sowie mit dem iranischen Hochland bezeugen. Eisenzeitliche Keramik reflektiert enge Kontakte mit West-Iran im 1. Jt. v. Chr. Einen weiteren Schwerpunkt stellten bioarchäologische und archäometrische Analysen dar. Die anthropologische Untersuchung menschlicher Skelette von der Frühbronze- bis zur Osmanenzeit ergab das Bild einer über längere Zeiträume stabilen Bakr-Awa-Population mit deutlichen Veränderungen am Übergang von der Bronze- zur Eisenzeit und dann zu Beginn der islamischen Zeit. Migrationen bzw. größerer Bevölkerungsaustausch innerhalb dieser Perioden wurden nicht nachgewiesen. Ein bemerkbarer Zuzug ortsfremder Individuen lässt sich erst in der islamischen Zeit beobachten. Weitere Antworten auf Fragen zu Herkunft und Zusammensetzung der Bevölkerung sind von den noch nicht abgeschlossenen aDNA-Analysen zu erwarten. Die Keramik des ausgehenden Chalkolithikums und der Bronzezeit ist unter technologischen Gesichtspunkten weitgehend einheitlich, größere Unterschiede in der Herstellung sind erst mit dem Beginn der Eisenzeit und später in den islamischen Epochen feststellbar. Die noch andauernde Auswertung der Metallanalysen lässt vorläufig auf Waren- und Ideenaustausch mit der Diyala-Region und Produktionsgemeinsamkeiten mit dem westlichen Iran schließen. Die naturwissenschaftlichen Untersuchungen nähern sich gegenwärtig dem Abschluss, und in der Fortsetzungsphase werden die Grabungsendberichte zur Veröffentlichung vorbereitet.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2017: Human remains from Bakr Awa, Iraqi Kurdistan, Bioarchaeology of the Near East 11, 63–69
    Fetner R. & Szymczak J.
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung