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Planerinnen und Planer, ihr Alltag und ihre Entscheidungen. Die empirische Analyse des Alltagshandelns von Stadtplanerinnen und Stadtplanern als Beitrag zur Reflexion des Planungsverständnisses und zur Weiterentwicklung planungstheoretischer Ansätze

Fachliche Zuordnung Städtebau/Stadtentwicklung, Raumplanung, Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Landschaftsplanung
Förderung Förderung von 2016 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317345591
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Was machen Stadtplaner/innen im Alltag? Erstellen sie Pläne oder Konzepte, verhandeln sie mit Investor/innen, tauschen sich mit Bürger/innen aus oder schreiben sie Stellungnahmen für Politiker/innen? Wir wissen sehr viel über die Handlungsfelder, in denen Stadtplaner/innen tätig sind, welche formellen und informellen Instrumente sie nutzen, in welchem institutionellem Umfeld sie arbeiten. Allerdings gab es bislang keine gesicherten empirischen Erkenntnisse, wie das konkrete Handeln von Stadtplaner/innen, die in der öffentlichen Verwaltung arbeiten, im Alltag aussieht und was das für ihr jeweiliges (disziplinäres) Verständnis von Planung bedeutet. Ziel des Forschungsprojektes war es daher, über die empirische Analyse der Planungspraxis und der Erfahrungen von in der Verwaltung tätigen Stadtplaner/innen zu einer kritischen Reflexion und Differenzierung des disziplinären Selbstverständnisses von Planung beizutragen und bisherige – oftmals ohne empirische Bezüge idealtypisch hergeleitete – planungstheoretische Ansätze kritisch zu hinterfragen. Unter Anwendung praxistheoretischer Ansätze entwickelte das Forschungsvorhaben dafür einen konzeptionellen Rahmen, um die Praktiken und Routinen der Stadtplaner, ihre Expertise und Aktivitäten, ihre Werte und moralischen Überlegungen und den institutionellen Kontext, in den die Planung eingebettet ist, zu analysieren. Der (systematische) Blick auf die täglichen Abläufe, Routinen und Praktiken von Stadtplaner/innen ermöglichte dabei einen detaillierten Einblick darüber, was Planung als Disziplin bzw. Berufsfeld ausmacht und kennzeichnet. Grundlage der empirischen Arbeit bildete eine schriftliche Umfrage unter allen Planer/innen, die in Mittelstädten (20.000-100.000 Einwohner) tätig sind. Zum einen sind Mittelstädte – neben Kleinstädten – typisch für das deutsche Siedlungssystem und die Strukturierung des Raumes, zum anderen war zu vermuten, dass das Aufgabenspektrum von Stadtplaner/innen, die in den Verwaltungen von Mittelstädten tätig sind, weniger spezialisiert ist als das der in Großstädten tätigen Planer/innen. Damit kann insbesondere die empirische Analyse der Planungspraxis in Mittelstädten zu einer (kritischen) Reflexion und Differenzierung des disziplinären Selbstverständnisses von Planung beitragen. Vertieft wurde die schriftliche Umfrage in einem zweiten Schritt. Hier wurden 35 Experteninterviews mit Planer/innen und Außenstehenden durchgeführt. Durch diese wurde ein Abgleich der Innensicht und der Außensicht auf Planung vorgenommen und die verschiedenen Beweggründe und Ziele planerischer Tätigkeit untersucht. Hier wurden insbesondere auch die Verwaltungsstrukturen und die politischen Entscheidungsträger hinsichtlich ihres Einfluss auf planerische Entscheidungen und Entwicklungen betrachtet und das Spannungsfeld, in dem Stadtplaner/innen tätig sind, dargestellt. Die identifizierten Praktiken, Handlungsfelder und Aktivitäten sind nicht unbedingt „neu“, ermöglichen aber ein differenzierteres Bild von Stadtplanung als Profession, das in der Planungstheorie so bisher nicht berücksichtigt oder dargestellt wurde. Dies gilt insbesondere für die sechs identifizierten Planer/innen-Typen (1. die „lokal-spezifischen Analysten“; 2. die „erfahrenen Generalisten“; 3. die „reaktiven Pragmatisten“; 4. die „Projekt-Orientierten“; 5. die „koordinierenden Ausgleichenden“; und 6. die „innovativen Gestaltenden“), die in ähnlicher Weise auch in internationalen Studien zu Planer/innen, Planer/innen-Rollen oder Werten zu finden sind. Die Clusteranalyse hat jedoch empirisch gezeigt, dass jeder der sechs Cluster seine eigenen spezifischen Praktiken und Aktivitäten hat, die mit charakteristischen Wertvorstellungen, Routinen und Selbstwahrnehmungen verknüpft sind. Es zeigt auch, dass einige Aktivitäten und Routinen von verschiedenen Clustern gleichzeitig wahrgenommen werden, aber in unterschiedlichen Kontexten und in bestimmten Situationen unterschiedlich interpretiert oder bewertet werden. Hier sind weitere Betrachtungen des planerischen Alltags erforderlich; dies gilt insbesondere mit Blick auf die zugrundeliegenden (institutionellen und individuellen) Werte und Normen von Planer/innen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2019): Stadtplanung als Disziplin – Alltag und Selbstverständnis von Planerinnen und Planern. Raumforschung und Raumordnung 77(2), 115-130
    Levin-Keitel, Meike; Othengrafen, Frank & Behrend, Lukas
    (Siehe online unter https://doi.org/10.2478/rara-2019-0018)
 
 

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