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Die Nachfrageseite von Klientelismus
Antragsteller
Professor Dr. Miquel Pellicer, seit 3/2017
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2016 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317152137
Politischer Klientelismus bezeichnet eine hierarchische Beziehung, in der ein untergeordneter Klient einen Patron politisch unterstützt und im Austausch materielle Vorteile erhält. Wegen seiner negativen Auswirkungen auf die demokratische Rechenschaftspflicht, die Bereitstellung öffentlicher Güter und soziale Ungleichheit hat politischer Klientelismus bereits seit Jahren großes Interesse des akademischen und politischen Umfelds hervorgerufen. In der politikwissenschaftlichen Forschung hat sich dieses Interesse in Arbeiten vor allem zur Angebotsseite (d.h. der Perspektive der Parteien) niedergeschlagen, während die Nachfrageseite (d.h. die Perspektive der Klienten) weitestgehend vernachlässigt wurde. Ethnographische Arbeiten betonen hingegen die Relevanz der Klienten für die Aufrechterhaltung klientelistischer Beziehungen. Ziel dieses Projekts ist eine systematische Erforschung der Nachfrageseite von Klientelismus in Südafrika und Tunesien durch eine Kombination qualitativer und quantitativer Methoden. Diese Länder sind trotz ihrer Unterschiedlichkeit typisch für Länder, in denen sowohl klientelistische als auch programmatische Politik eine wichtige Rolle spielen. Der Fokus des Projekts liegt auf der Nachfrageseite im Allgemeinen, es sollen aber ebenfalls wichtige Einblicke in die unterschiedlichen Ausprägungen von Klientelismus, wie beispielsweise den Stimmenkauf oder den traditionellen Klientelismus gewonnen werden. Die Hypothesen betreffen einerseits den Effekt von Mikrofaktoren wie z.B. die Perzeption politischer Wirksamkeit oder Einstellungen zur Legitimität von Ungleichheit, anderseits den Effekt von Kontextfaktoren, wie beispielsweise den Grad geographischer Isolierung einer Lokalität, auf die Nachfrage nach Klientelismus. Diese Hypothesen werden im Rahmen von Meinungsumfragen in Südafrika und Tunesien getestet. Die Umfragen erfassen sozio-ökonomische Charakteristika, Werte und Wahrnehmungen, sowie Einstellungen zu Klientelismus. Entscheidend wird die Nachfrage nach Klientelismus durch Listenexperimente gemessen, eine Methode die zum Erfassen glaubwürdiger Antworten zu sensiblen Fragen verwendet wird. Die empirischen Methoden sind stark auf eine Identifizierung kausaler Zusammenhänge fokussiert. Entsprechend wird der Effekt der Mikro-Ebene Faktoren in Umfrage-Experimenten getestet. Außerdem werden die Lokalitäten für die Umfragen spezifisch ausgewählt, um die Rolle kontextueller Faktoren zu testen. Fokusgruppen werden darüber hinaus wertvolle qualitative - und vergleichbare - Daten über die Wahrnehmung und Ausformungen von Klientelismus erheben und tiefere Einblicke in die Mechanismen, die den Ergebnissen aus den Umfragen zu Grunde liegen, erbringen. Das internationale Forschungsteam besteht aus Wissenschaftlern mit Expertise in Klientelismus und Verhaltensökonomie und weitreichender Erfahrung in der Durchführung experimenteller Umfragen und qualitativer Forschung in Südafrika und Tunesien.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Südafrika, USA
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Lindsay Benstead; Professor Harold Kincaid, Ph.D.; Professorin Ellen Lust, Ph.D.
Ehemalige Antragstellerin
Professorin Dr. Eva Wegner, bis 3/2017