Untersuchungen von Stammzelleneigenschaften bei Glioblastomzellen
Final Report Abstract
Gemäß der Antragszielsetzung gelang die Etablierung und Charakterisierung von mehr als 20 Glioblastomstammzelllinien (GS-Linien). Hierbei ließen sich zwei unterschiedliche Gruppen definieren, deren eine sich durch einen kompletten ("full") Stammzellphänotyp auszeichnet (GSf-Linien), wohingegen die andere lediglich einen eingeschränkten ("restricted") Stammzellphänotyp aufweist (GSr-Linien), (Günther et al., Oncogene 2008). GSf-Linien wachsen in vitro sphärisch, lassen sich neuronal, oligodendroglial und astrozytär differenzieren, sind klonogen, exprimieren CD133 und sind zu 100% in vivo tumorigen sowie hochinvasiv im Hirn von Nacktmäusen. GSr-Linien sind zwar ebenfalls multipotent und klonogen, wachsen jedoch teiladhärent, exprimieren kein CD133, lassen sich nur eingeschränkt differenzieren und sind in vivo entweder gar nicht oder nur eingeschränkt tumorigen. GSf-Linien zeichnen sich durch eine Überexpression von Genen, die für die neurale Entwicklung wichtig sind, aus, wohingegen GSr-Linien Gene, die mit extrazellulärer Matrix und Zelladhäsion assoziiert sind, überexprimieren. Darüberhinaus zeigen die Genexpressionsprofile der GSf-Linien eine deutlich höhere Ähnlichkeit mit humanen Glioblastom-Tumorproben als GSr Linien oder konventionelle (mit Serum kultivierte) Glioblastomzelllinien. Infolgedessen sind die GSf Linien in vielerlei Hinsicht als das vergleichsweise geeignetste Modell für humane Glioblastome. Ein weiteres Antragsziel war die Identifikation von Genen, die sich möglicherweise als Targets für die Elimination der Tumorstammzellkomponente eignen. CXCR4 erwies sich als in GSf-Linien überexprimiert und ist im normalen adulten menschlichen Gehirn kaum vorhanden. Wir konnten zeigen, dass GSf Linien eine Subpopulation von Zellen mit sehr hoher CXCR4 Expression (CXCR4high) enthalten, wohingegen konventionelle Gliomzelllinien lediglich aus Zellen mit sehr niedriger CXCR4 Expression (CXCR4low) bestehen (Schulte et al., Glia, 2011). Der CXCR4 Ligand SDF-1 (Stromal Cell-derived Factor-1) stimulierte die Migration der GSf Zellen in vitro, wohingegen sich lediglich bei superphysiologischen Konzentrationen ein Effekt auf konventionelle Gliomzelllinien fand. In einem Glioblastom-Xenotransplantatmodell im Hirn von Nacktmäusen zeigte sich, dass die Behandlung hochinvasiv wachsender GS-Tumore mit AMD3100, einem hochspezifischen CXCR4-Antagonisten, der lokal mittels osmotischer Minipumpen infundiert wurde, zu einer ca. 60%-igen Inhibierung des Tumorwachstums führte und auch die Gesamtinvasion reduzierte. Die Tatsache, dass einige unserer GSr Linien zwar keine CD133-positiven (CD133+) Zellen enthalten, aber dennoch teilweise über eine eingeschränkte Tumorigenität in vivo verfügen, veranlasste uns, die Bedeutung von CD133 als Stammzellmarker detaillierter zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurden in einem Kooperationsprojekt mit Heidi Phillips (Genentech, San Francisco) klonale Subzelllinien aus verschiedenen GS-Ursprungslinien generiert. Dabei entwickelten sich folgende Arten von Klonen: Typ 1 Zellen: sind CD133-negativ (CD133-), aber in der Lage, sowohl CD133- als auch CD133+ Zellen hervorzubringen, Typ 2 Zellen: sind CD133+ und generieren ebenfalls CD133- sowie CD133+ Zellen. Typ 3 Zellen: sind CD133- und produzieren nur CD133- Zellen (Chen et al., Cancer Cell 2010). Alle drei Zelltypen sind tumorigen, allerdings bildeten die Typ I und Typ II Zellen wesentlich schneller grössere Tumore als Typ III Zellen, was für eine Relevanz von CD133 im Kontext der Tumorinitiierungsfähigkeit spricht. Zusammen mit weiteren in vitro Daten, sprechen diese Ergebnisse für eine "Lineage"-Hierarchie innerhalb der GS-Linien, derart, dass Typ I Zellen entweder die Progenitoren der Typ II Zellen sind oder aber beide interkonvertible Phänotypen sind und dass Typ I und Typ II Zellen Progenitoren der Typ III Zellen sind.
Publications
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