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The Normative Relations between Fiction, Imagination and Appreciation

Subject Area Theoretical Philosophy
German Literary and Cultural Studies (Modern German Literature)
Term from 2016 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 313805504
 
Final Report Year 2020

Final Report Abstract

Ein wichtiger Teil der literaturwissenschaftlichen Interpretation fiktionaler Erzählliteratur ist mit der Zuschreibung fiktionaler Gehalte befasst. Fiktionale Gehalte sind das, was ein fiktionaler Text zu beschreiben vorgibt: Zur kompetenten Rezeptionshaltung gehört, dass man nicht glaubt, sondern imaginiert, wovon im Text die Rede ist. Fiktionen richten sich insofern an unser Imaginationsvermögen, nicht an unser Überzeugungssystem. Neben der Frage, was (genau) man sich anhand eines spezifischen Textes vorstellen soll (was genau also der fiktionale Gehalt des Werkes ist), ist für ein Verständnis der Zusammenhänge von literarischer Fiktion und Imagination auch die Frage nach dem angemessenen Modus dieser Vorstellung wichtig: Soll man sich (in Abhängigkeit von z.B. bestimmten Erzählverfahren) bestimmte Gehalte auf eine bestimmte Weise vorstellen? Das Forschungsprojekt „Die normativen Beziehungen zwischen Fiktion, Imagination und ästhetischer Wertschätzung“ hat untersucht, in welcher Weise Wertschätzungsgesichtspunkte bei der Beantwortung dieser Fragen wichtig sind: Was und wie man anhand eines fiktionalen literarischen Werkes imaginieren soll, ist davon beeinflusst, dass literarische Text als Kunstwerke Träger ästhetischer Werteigenschaften sind. Herausgearbeitet wurde, in welcher Weise Wertschätzungsgesichtspunkte in konkreten literaturwissenschaftlichen Interpretationen – explizit oder implizit – eine Rolle spielen können. Wertschätzungsgesichtspunkte können die Artikulation von Zielen der Interpretation bestimmen; sie können interpretationsleitende Kriterien in Einzelinterpretationen sein; und nicht zuletzt können Wertschätzungsgesichtspunkte auch jenseits im engeren Sinne gehaltszuschreibender Interpretationen den leserseitigen Rezeptionsakt bestimmen – etwa dann, wenn die ästhetische Würdigung einer intern fokalisierten Erzähltextpassage darin besteht, die relevanten Gehalte aus der Perspektive der fiktiven Fokalisierungsinstanz zu imaginieren. Dass Wertschätzungsgesichtspunkte in literaturwissenschaftlichen Interpretationen oftmals ‚versteckt‘ sind, erklärt ihre mangelnde Prominenz in der gegenwärtigen literaturwissenschaftlichen Interpretationstheorie. Sie spielen in der Interpretationspraxis jedoch insbesondere immer dann eine Rolle, wenn die (oftmals nicht explizit ausgewiesenen) Ziele der Interpretation darin liegen, einem literarischen Werk ästhetisch bedeutsame Eigenschaften zuzuschreiben. Im Spiel sind Wertschätzungsgesichtspunkte etwa bereits dann, wenn eine gehaltszuschreibende Interpretation bevorzugt wird, weil sie den ästhetischen Wert thematischer Geschlossenheit des Werkes realisiert. Insgesamt hat das Forschungsprojekt die hohe Bedeutung von Wertschätzungsgesichtspunkten in Literaturrezeption und literaturwissenschaftlicher Interpretationspraxis unterstrichen und einschlägige Strukturen derselben transparent gemacht.

Publications

  • Is Metaleptic Fiction paradoxical? In: Storyworlds 9 (2017), 197-223
    Klauk, T. / Köppe, T.
    (See online at https://doi.org/10.5250/storyworlds.9.1-2.0197)
  • Zur Struktur und Rolle ästhetischer Erfahrung in Emil Staigers „Die Kunst der Interpretation“. In: Scientia Poetica 21 (2017), 135-170
    Klauk, T. / Köppe, T.
    (See online at https://doi.org/10.1515/scipo-2017-0137)
  • Ausdrucksqualitäten moderner Lyrik. In: Kulturpoetik 18 (2018), 180-203
    Klauk, T. / Köppe, T.
    (See online at https://doi.org/10.13109/kult.2018.18.2.180)
  • Zur Erzählsituation in Die Strudlhofstiege. In: Monatshefte 110 (2018), 574-599
    Klauk, T. / Köppe, T.
    (See online at https://doi.org/10.3368/m.110.4.574)
  • Authors, Fictional Narrators, and Literary Appreciation. Erscheint in: Travelling Concepts. New Fictionality Studies. Hrsg. v. Monika Fludernik u. Henrik Skov Nielsen. Frankfurt a.M. 2020
    Klauk, T. / Köppe, T.
 
 

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