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Was tut man, wenn man eine Frage stellt? Eine formal-pragmatische Untersuchung des interrogativen Satzmodus.

Antragsteller Dr. Sven Lauer
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2016 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 313646848
 
Interrogativsätze können verwendet werden, um viele verschiedene Dinge zu tun: Sie können benutzt werden, um Informationen zu erbitten, aber auch um Wissen zu prüfen (in Examensfragen), zu lehren (in Sokratischen Fragen), jemanden zu einer öffentlichen Aussage zu bewegen (z.B. in einer Debatte im Parlament), um eine längere Diskussion zu einem Thema anzustoßen, oder sogar um eine Aussage zu machen (in rhetorischen Fragen). Diese heterogene Klasse von Gebräuchen resultiert aus der Interaktion von vier Faktoren: (i) dem denotationalen Gehalt von Interrogativen, (ii) dem grammatikalisch determinierten Effekt von Interrogativen auf den Äußerungskontext (ihrer "Satzkraft"), (iii) Eigenschaften des Kontexts und (iv) Griceschen Inferenzen. Der denotationale Gehalt ist schon lange der Gegenstand fruchtbarer Forschung in der formalen Semantik, und während des letzten Jahrzehnts wurden große Fortschritte in der Entwicklung formaler Modelle von Kontexten und Griceschem Schließen gemacht. Es gibt aber noch keine umfassende formale Theorie der Satzkraft von Interrogativsätzen. Die bislang existierenden Analysen fokussieren oft ausschließlich auf die stereotype Verwendung von Interrogativen als Bitte um Information, und ignorieren eine Großzahl der anderen Verwendungen. Diese Situation steht im Kontrast zum Stand der Forschung zu Deklarativen und Imperativen. Das Hauptziel des beantragten Projekts ist es, eine formale Analyse der Satzkraft von Interrogativen zu entwickeln, die eingebettet ist in ein formales System, das zugleich Satzkräfte und Gricesche Schlüsse modelliert, um so zu zeigen, wie die verschiedenen Gebrauchsweisen von Interrogativen entstehen. Im Verlauf des Projektes soll zwei weiteren Themen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Zum einen den rhetorischen Gebrauchsweisen von Interrogativen, von denen es zwei Arten gibt: diejenigen, die mit formal unmarkierten Interrogativen durchgeführt werden und diejenigen, die morpho-syntaktische derart markiert sind, dass rhetorische Interpretation erzwungen wird. Diese beiden Arten von rhetorischen Fragen werden eingehend verglichen und in die Gesamttheorie eingeordnet. Zum zweiten sollen infinitivische Interrogative wie "Wohin gehen?" besonders betrachtet werden, die nur als selbstadressierte, deliberative Fragen verwendet werden können. Sie sollen untersucht werden, in dem sie mit ihren finiten Gegenstücken ("Wo gehe ich hin" / "Wo soll/kann ich hingehen?") verglichen werden. Die letzteren haben die normale Bandbreite von Verwendungen, obwohl sie eine Anzahl von überraschenden Eigenschaften mit ihren infinitivischen Gegenstückgen gemein haben.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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