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Das Wahlverhalten von Deutschen mit Migrationshintergrund: Die erste Migrantenwahlstudie anlässlich der Bundestagswahl 2017
Antragsteller
Professor Dr. Achim Goerres; Professor Dr. Dennis C. Spies (†)
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 312917896
Das beantragte Projekt hat zum Ziel, für die Bundestagswahl 2017 die erste deutsche Wahlstudie unter deutschen Staatsbürgern mit Migrationshintergrund durchzuführen, d.h. unter solchen Personen, die entweder selbst nach Deutschland immigriert sind oder die mindestens einen Elternteil mit eigener Migrationserfahrung haben. Während diese Bevölkerungsgruppe etwa 8,76 Mio. Personen umfasst, mangelt es der Forschung an qualitativ hochwertigen Daten, um deren Wahlverhalten (Wahlbeteiligung und Wahlinhalt) zu analysieren. Während zur Erklärung der Wahlbeteiligung der skizzierten Gruppe bereits einige theoretische Erklärungsmodelle bestehen, fehlen theoretische Überlegungen zur Erklärung des Wahlinhalts bislang fast völlig. Gleichzeitig ist die Erforschung des Wahlverhaltens dieser wachsenden Bevölkerungsgruppe(n) von erheblicher wissenschaftlicher und politischer Relevanz. Für die Wahlforschung stellen Wähler mit Migrationshintergrund eine theoretisch interessante Zielgruppe dar, da sich ihre politische Sozialisation von den Erfahrungen der autochthonen Bevölkerung z. T. deutlich unterscheidet. Ob etablierte Theorien der Wahlforschung auch das Wahlverhalten von Deutschen mit Migrationshintergrund erklären können, oder ob dieses überwiegend von migrantenspezifischen Eigenschaften bestimmt wird, ist daher das zentrale Erkenntnisinteresse des hier beantragten Projektes. Methodisch beabsichtigen wir eine mit der geplanten GLES-Nachwahlbefragung (German Longitudinal Election Study) inhaltlich abgestimmte Befragung von zwei Migrantengruppen im Rahmen der Bundestagswahl 2017 durchzuführen. Im Gegensatz zu den GLES-Hauptstudien beabsichtigen wir ausschließlich Deutsche mit einem Migrationshintergrund zu befragen und diese somit in einer für statistische Analysen ausreichenden Fallzahl durch eine geschichtete Zufallsstichprobe auf Basis des Melderegisters und mithilfe onomastischer Verfahren zu erfassen. Je 500 Befragte für die zwei bedeutendsten Migrantengruppen in Deutschland, deutsche Staatsbürger mit türkischem Migrationshintergrund (etwa 1,3 Mio. Personen) und russischsprachige Spätaussiedler mit deutscher Staatsbürgerschaft aus der Sowjetunion bzw. ihren Nachfolgestaaten (etwa 2,4 Mio. Personen) sind unsere Zielpopulation; somit ergibt sich eine angestrebte Gesamtfallzahl von 1.000.Der im Detail noch zu entwickelnde und mehrsprachig verfügbare Fragebogen umfasst zwei Teile. Erstens besteht er aus in der Wahlforschung etablierten Items, wobei diese mit der ebenfalls zu diesem Zeitpunkt stattfindenden GLES-Nachwahlstudie identisch sein sollen, um die Vergleichbarkeit mit der Gruppe der autochthonen Wähler zu gewährleisten. Zweitens umfasst er Items, die diverse migrantenspezifische Charakteristika erfassen (z.B. Staatsbürgerschaft, Mitgliedschaft in ethnischen Organisationen und ethnische Identität).
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen