Internationale Klimapolitik und Fairnesspräferenzen: Eine experimentelle Analyse
Final Report Abstract
Das vorliegende Projekt beschäftigt sich mit den Wirkungen von Fairnesspräferenzen auf die Kooperationsbereitschaft in intemationalen Klimaverhandlungen. Dazu wurden mehrere theoretisch fundierte Laborexperimente durchgeführt. Ein Kritikpunkt an dieser Methode ist, dass das Verhalten von Probanden (meistens Studenten) nicht auf das Verhalten von Staaten in realen Verhandlungen übertragen werden kann. Dies ist eine sehr wichtige Frage und tatsächlich ist bei der Interpretation der Ergebnisse große Vorsicht geboten. Jedoch nutzt auch die Standardtheorie sehr restriktive Verhaltensannahmen, die in der Realität nicht gegeben sein müssen. Die Standardtheorie geht davon aus, dass Individuen (und auch Staaten) vollkommen rational und egoistisch agieren. Einige verhaltenstheoretische Ansätzen, wie zum Beispiel das Modell von Fehr und Schmidt (1999), halten die Annahmen der Rationalität aufrecht, erwarten jedoch, dass Individuen nicht nur ihre eigene Auszahlung sondern auch die ihrer Mitspieler betrachten. Laborexperimente können dabei helfen, die Theorie mit der größten Erklärungskraft zu identifizieren. Darüber hinaus können sie die Wirkung von real existierenden Präferenzen zeigen, die möglicherweise über eine pure Präferenz für eine faire Lastenverteilung hinausgehen. Aus diesen Gründen sollten bei der Analyse von Klimaverhandlungen beide Ansätze, theoretische und experimentelle, betrachtet werden. Die Experimente im vorliegenden Projekt beschäftigten sich vor allem mit drei Themen. Die erste Studie ist eher methodisch ausgerichtet und untersucht die Wirkung der Einkommensentstehung im Labor auf die geäußerten Fairnesspräferenzen und deren Erklärungskraft in Dilemma-Situationen. Im Einklang mit der bisherigen Literatur zeigt sie, dass die Art der Einkommensgenerierung („House-Money-Effekt") eine wichtige Rolle für Fairnesspräferenzen spielt. Jedoch zeigt sich auch, dass die Änderung der Einkommensentstehung die Erklärungskraft von Fairnesspräferenzen für individuelles Verhalten in Dilemma-Situationen nicht verbessert. Eine pure Präferenz für eine bestimmte Lastenaufteilung kann das Verhalten nicht erklären, das heißt, dass in diesen Situationen auch andere Motive wie zum Beispiel Effizienz, Intension oder Reziprozität eine Rolle spielen. Die zweite Studie untersucht die Kooperationsbereitschaft innerhalb von Koalitionsspielen. Sie betrachtet verschiedene Abkommen, in denen Unterzeichner unterschiedliche Wahlsysteme anwenden, um das Umweltschutzniveau innerhalb des Abkommens festzulegen. Einstimmigkeit, qualifizierte Mehrheitsentscheidung und einfache Mehrheitsentscheidung werden im Hinblick auf Umweltschutzniveau und soziale Wohlfahrt verglichen. Die Analyse zeigt, dass das Wahlsystem die 'Tiefe und Breite' des Kooperationsabkommens ändert. Während Einstimmigkeit zu relativ großen Koalitionen mit moderatem Umweltschutzniveau führt, erzeugen Mehrheitsentscheidungen kleine Koalitionen mit sehr hohem Umweltschutzniveau. Die dritte Studie untersucht die Kooperationsbereitschaft unter großer Unsicherheit. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Kooperationsbereitschaft der beteiligten Akteure mit zunehmender Unsicherheit sinkt. Die beiden wesentlichen Voraussetzungen das Koordinationsproblem auch unter hoher Unsicherheit zu lösen sind, zu Beginn des Spiels die individuelle Kooperationsbereitschaft durch frühe Beiträge zum öffentlichen Gut zu signalisieren sowie die relativ gleichmäßige Lastenverteilung innerhalb einer Gruppe. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Experimente die pessimistischen Prognosen der Theorie tendenziell unterstützen. Zwar lässt sich das Verhalten der Spieler oftmals nicht durch die Standardtheorie erklären, jedoch ist die Existenz von Fairnesspräferenzen (oder anderen Präferenzen) allein nicht ausreichend, um das Kooperationsproblem zu lösen.
Publications
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(2010), Stability and Explanatory Power of Inequality Aversion - An Investigation of the House Money Effect, ZEW Discussion Paper No. 10-006, Mannheim
Dannenberg, Astrid, Thomas Riechmann, Bodo Sturm und Carsten Vogt
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(2010), Voting in International Environmental Agreements - Experimental Evidence from the Lab, ZEW Discussion Paper No. 10-072, Mannheim
Dannenberg, Astrid