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Der Einfluss von Oxytocin auf Wahrnehmungsprozesse und belohnungs-abhängiges Essverhalten bei der Binge-Eating-Störung
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Manfred Hallschmid; Professor Dr. Markus Heinrichs; Professorin Jennifer Svaldi, Ph.D.; Professorin Dr. Brunna Tuschen-Caffier
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2016 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 299490831
Objektive Essanfälle stellen das Kardinalsymptom der Binge-Eating-Störung dar (BES; DSM-5; American Psychiatric Association [APA], 2013). Kognitive Essstörungsmodelle (Williamson, White, York-Crowe, & Stewart, 2004) gehen von der Annahme aus, dass störungstypische Reize wie z. B. hochkalorische Nahrungsmittel selektive Informationsverarbeitungsprozesse auslösen, die substantiell an der Aufrechterhaltung pathologischen Essverhaltens beteiligt sind (Wilson, Fairburn, Agras, Walsh, & Kraemer, 2002). Erste empirische Studien stützen diese Annahmen, indem z. B. gezeigt wurde, dass Frauen mit BES im Vergleich zu Frauen ohne BES durch eine verstärkte Aufmerksamkeitszuwendung auf essensbezogene Reize gekennzeichnet sind (Schag et al., 2013; Schmitz, Naumann, Biehl, & Svaldi, 2015; Schmitz, Naumann, Trentowska, & Svaldi, 2014; Svaldi, Tuschen-Caffier, Peyk, & Blechert, 2010). Studien mit Tieren (Donaldson & Young, 2008; Insel, 2010) und Menschen (Heinrichs, von Dawans, & Domes, 2009; Meyer-Lindenberg, Domes, Kirsch, & Heinrichs, 2011) liefern Hinweise, dass das Neuropeptid Oxytocin soziale Kognitionen und soziales Verhalten kontrolliert. Insbesondere konnte empirisch nachgewiesen werden, dass Oxytocin den Aufmerksamkeitsbias für Essensreize bei Frauen mit der Diagnose einer Anorexia nervosa moduliert (Kim et al., 2014). Darüber hinaus wurde gezeigt, dass intranasal verabreichtes Oxytocin belohnungsabhängiges Essverhalten bei normal- und übergewichtigen Personen reduziert (Lawson et al., 2015; Ott et al., 2013). Daher wird im vorliegenden Projekt angenommen, dass Oxytocin die verstärkte Aufmerksamkeitszuwendung auf essensbezogene Reize reduziert und dabei belohnungsabhängiges Essverhalten bei Frauen mit BES verringert. Zu diesem Zweck wird einer Gruppe von Frauen mit BES und einer gewichts- und altersgematchten Gruppe von Frauen ohne Essstörung (lifetime) im Rahmen einer within- und between subject-, cross-over-, doppelblinden, placebo-kontrollierten Studie intranasales Oxytocin verabreicht. Vor der Substanzverabreichung nehmen die Teilnehmerinnen eine standardisierte Mahlzeit ein. Anschließend wird die Aufmerksamkeit auf Essensreize anhand eines Dot-Probe Paradigmas unter Nutzung von Reaktionszeitmessungen und der Eye Tracking Methode erfasst. Belohnungsabhängiges Essverhalten wird im Rahmen eines Testbuffets (Snack Tests) erhoben (Svaldi, Tuschen-Caffier, Trentowska, Caffier, & Naumann, 2014). In dem beantragten Projekt werden 42 Frauen mit BES (DSM-5) und 42 gewichts- und altersgematchte Frauen ohne BES (Kontrollgruppe) rekrutiert. Zentrale Outcome Maße sind (a) die aufmerksamkeitsgesteuerte Informationsverarbeitung von Nahrungsmittelreizen (anhand der Dot-Probe Aufgabe), (b) der Gesamtkaloriengehalt der verzehrten Nahrungsmittel im Snack Test und (c) die Mediation des Effektes von Oxytocin auf das Essverhalten durch dessen Einfluss auf den aufmerksamkeitsbezogenen Essensbias.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen