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Auswanderung und gescheiterte Kolonialdiskurse. 'Deutschtum' in Südbrasilien (1824-1914)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2016 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 298062278
 
Unter Rückgriff auf Perspektiven der Globalgeschichte und der Postcolonial Studies fragt die vorliegende Arbeit nach dem Spannungsverhältnis zwischen Diskursen über 'deutsche' Einwanderung nach Rio Grande do Sul / Brasilien und der Lebenswirklichkeit der Ausgewanderten vor Ort. Während deutsche und brasilianische Diskurse und deutsche Praktiken zum Erhalt des 'Deutschtums' wie Kirchen- und Schularbeit von einer homogenen 'deutschen' Gruppe in Südbrasilien ausgingen (und weite Teile der Historiographie bis heute ausgehen), stellte sich die lokale Situation vielschichtiger und widersprüchlicher dar. Die Diskurse waren Teil eines größeren Redezusammenhangs, nämlich deutscher Kolonialdiskurse, die global zirkulierten und globalen Anspruch hatten. Sie wurden von einem weltweit tätigen Akteursnetzwerk aus Vereinen, Behörden und Personen nach Rio Grande do Sul gebracht und finden sich in ähnlicher Form auch zu anderen Regionen. In Südbrasilien wurden sie von brasilianischer Kritik, Aneignung der deutschsprachigen Elite, Heterogenität, Akkulturation und Widerstand der Ausgewanderten sowie Unzulänglichkeiten der Deutschtumsarbeit herausgefordert. Teilweise in ungeordneter Form, teilweise mit global bekannten Strategien wie Bedrohungsszenarien oder der vermeintlichen 'Verbrasilianisierung' der Siedler versuchten die Kolonialdiskurse, die Ordnung des Sagbaren aufrechtzuerhalten. In einem ständigen Aushandlungsprozess wurden sie dabei verändert und scheiterten oft an divergenten Realitäten, die sich nicht mit dem Bild der 'deutschen Einwanderer in Brasilien' adäquat beschreiben ließen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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