Finding causes for the dissociation of subjective and theoretical freedom in decisions
General, Cognitive and Mathematical Psychology
Final Report Abstract
Wir fühlen uns frei, wenn wir mühelos etwas Gutes oder Gewünschtes erreichen können, nicht jedoch wenn wir mit Komplexität, Unsicherheit, Konflikt und viel Auswahl konfrontiert sind. Das an der Florida State University durchgeführte Projekt hatte zum Ziel, Faktoren für dieses Auseinanderfallen von Erleben und theoretischen Freiheitsbedingungen zu finden. Hierzu wurden drei Ansätze verfolgt. Zum ersten wurde angestrebt die subjektive Kompetenz in Entscheidungskonflikten zu stärken, um so der hohen Unsicherheit in diesen theoretisch freien, aber als schwierig und komplex wahrgenommenen Entscheidungen zu begegnen. Überraschenderweise ließ sich subjektive Kompetenz weder mit erprobten Erwartungsmanipulationen oder hilfreichen Entscheidungsinstruktionen, noch durch Training von Selbstreflektionsstrategien verlässlich steigern. Zwar geht höhere subjektive Kompetenz mit geringerer Unsicherheit und mehr Freiheitserleben einher, gründet sich scheinbar jedoch zu sehr auf individuelle Faktoren um experimentell beeinflussbar zu sein. Der zweite Ansatz bezog Persönlichkeitsdispositionen ein, die eine Abneigung gegenüber mehrdeutigen, komplexen Sachverhalten erfassen (Ambiguitätstoleranz). Höhere Ambiguitätstoleranz sollte weniger Unsicherheit und mehr Freiheit vorhersagen, allerdings ließ sich diese Hypothese nicht bestätigen. Stattdessen konnte der Glaube an persönlichen freien Willen als eine „freiheitsbewahrende“ Disposition gesichert werden, da er nicht nur mehr Freiheitserleben in Entscheidungskonflikten vorhersagte sondern diesen Effekt auch über erhöhte subjektive Kompetenz und verringerte Unsicherheit vermittelte. Zusätzlich ging diese Disposition mit höherer intrinsischer Motivation bei der Entscheidungsbewältigung und mehr Kompetenz beim Urteilen in sozialen Kontexten einher. Das der Glaube an den freien Willen diese positiven, freiheitsbezogenen Effekte auch kausal bedingt (die Gegenrichtung wäre ebenso denkbar) konnte nicht bestätigt werden, da seine Manipulation erfolglos blieb. Der dritte Ansatz untersuchte ob ein Freiheitserleben stimuliert werden kann, indem man es extern infrage stellt und Reaktanz (d.h. Widerstand gegen Freiheitsentzug) erzeugt. Hierzu wurden Probanden in einer Teamentscheidung von einem Teammitglied unter Druck gesetzt, ihm in einer unklugen und schlecht begründeten Entscheidung zu folgen, im Austausch für Anerkennung und soziale Akzeptanz. Das „Angebot“ sozialer Anerkennung machte keinerlei Unterschied, auch nicht bei Probanden die vorher sozial ausgeschlossen worden waren. Ferner zeigte sich, dass ausagierte Reaktanz das Freiheitserleben nicht erhöht, sondern mit erlebter Einschränkung einhergeht. Dies ist zwar sinnvoll, um Bedrohungen eigener Autonomie zu erkennen, allerdings wird eine Behauptung eigener Freiheit durch Widerstand auch nicht positiv repräsentiert. Ebenso schwankt die Wahrscheinlichkeit für Reaktanz stark – während sie sich in einer großen Onlinestichprobe klar zeigte, trat sie in einer direkten Laborinteraktion gar nicht auf. Es lässt sich festhalten, dass das Freiheitserleben in Entscheidungen mit Handlungsfreiheit, also zwangfreier und erfolgreicher Bedürfnisbefriedigung einhergeht. Eine Zusammenführung dieses subjektiven Erlebens mit theoretischer Entscheidungsfreiheit konnte keiner der drei Ansätze überzeugend leisten. Einzig Glaube an freien Willen scheint hier ein Bindungsglied, allerdings ist sowohl seine Genese als auch sein Wirkmechanismus noch zu erforschen. Ebenso sind die Gründe für ein Ausbleiben von Reaktanz bei bedrohter Handlungsfreiheit zu ermitteln. Und auch wenn parallele Untersuchungen zeigen konnten, dass Probanden theoretische Freiheitsbedingungen in Entscheidungen korrekt wahrnehmen, so geht diese Wahrnehmung doch nicht in das Freiheitserleben ein. Die zukünftig zu klärende Frage wäre, warum das so ist und welche Konsequenzen diese Trennung hat.
Publications
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