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Towards a Multidimensional Theory of Wisdom

Subject Area Theoretical Philosophy
Term from 2015 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 290376333
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

Das Hauptziel des Projekts war die Entwicklung eines mehrdimensionalen Ansatzes der Erklärung von Weisheit. Weisheit ist ein komplexes Phänomen, das sich in (mindestens) drei unterschiedlichen Dimensionen analysieren lässt – nämlich im Hinblick auf Entscheidungen, im Hinblick auf charakterliche oder personale Eigenschaften und in Bezug auf die Wertschätzung von Weisheit. • Das Projekt gliederte sich in einen begriffsanalytischen und in einen empirischen Aufgabenbereich. Im Rahmen des begriffsanalytischen Teils der Projektarbeit waren vor allem drei Fragestellungen zu bearbeiten. Der erste und umfangreichste Arbeitsschritt bestand darin, die im Projektantrag vorgeschlagene standardisierte Normalform der Analyse für weises Entscheiden im Hinblick auf verschiedene Problemstellungen (Unterscheidung von attributiver und adverbialer Lesart, Klärung des in Anspruch genommenen Rationalitätskonzepts, Modifikationen der Analyse im Hinblick auf verschiedene Aspekte des als wesentlich bezeichneten Merkmals von weisen Entscheidungen, Diskussion der Rechtfertigungsbedingung) weiterzuentwickeln. • Im zweiten Arbeitsschritt ging es um die Frage, welcher konkrete Zusammenhang zwischen dem im ersten Arbeitsschritt analysierten Begriff der weisen Entscheidung und dem Begriff der weisen Person besteht. Die vorgeschlagene dispositionale Theorie personaler Weisheit ist kontextuell relativierbar und ermöglicht es, den Begriff der personalen Weisheit so zu operationalisieren, dass er auch auf bereichsspezifische Unterbegriffe wie den einer ökonomisch, politisch oder strategisch weisen Person anwendbar ist. Im Mittelpunkt des zweiten Arbeitsschritts stand die Untersuchung der kognitiven Ressourcen, auf deren Grundlage sich die Disposition manifestiert, überwiegend weise Entscheidungen treffen zu können. Die Untersuchungsperspektive umfasste zwei Aspekte: (i) Die Analyse des Begriffs des Verstehen als zentrale kognitive Ressource von weisen Personen. (ii) Die Gegenüberstellung zweier konkurrierender Ansätze der Erklärung von kognitiven Fertigkeiten, die ein solches für personale Weisheit notwendiges Verstehen konstituieren. In der Diskussion des zweiten Aspekts wurde ein „Autoritäten-Ressourcen-Modell“ der Erklärung von personaler Weisheit vorgeschlagen, wonach die Entscheidungsfindung weiser Personen auf kognitiven Ressourcen beruht, die nicht mit denen identisch sind, auf die Expert*innen ihr Entscheidungsverhalten stützen. • Der dritte Arbeitsschritt hatte eine Erklärung des epistemischen Werts derjenigen kognitiven Aktivitäten zum Ziel, welche die Basis für weises Entscheiden bilden. Im Rahmen des mehrdimensionalen Ansatzes wurde vorgeschlagen, die Unterscheidung von praktischer und theoretischer Weisheit nicht innerhalb der zweiten Dimension von Weisheit (personale Weisheit) anzusiedeln, sondern im Rahmen der dritten Dimension (Wertschätzung von Weisheit) zu untersuchen. Dies ermöglicht es, die Unterscheidung von theoretischer und praktischer Weisheit anhand der unterschiedlichen Bedingungen der Angemessenheit von epistemischen und praktischen Wertschätzungen (der epistemischen Position einer weisen Person) zu analysieren. Mit dieser Erklärungsstrategie ist die weiterführende These von theoretischer Weisheit als einem inklusiven epistemischen Wert verbunden, der die Realisierung von Wertestrukturen im Hinblick auf andere epistemische Ziele (insbesondere Verstehen) gewährleistet. • Neben dem begriffsanalytischen Bereich umfasste die Projektarbeit auch einen umfangreichen empirischen Teil. In Zusammenarbeit mit der Psychologin Frau Prof. Glück (Universität Klagenfurt) und ihren Mitarbeitern wurden zwei Studien zur Validierung der vorgeschlagenen Definition für weise Entscheidungen durchgeführt. Schon das Ergebnis der ersten Studie konnten als indirekte Bestätigung dafür gewertet werden, dass die vom Projekt als wesentlich gekennzeichnete Bedingung tatsächlich als zentral anzusehen ist. In den offenen Einschätzungen der Teilnehmer an der Studie fanden sich keine Kommentare, die darauf hindeuteten, dass ein zentrales Merkmal für weises Entscheiden übersehen wurde. Das unerwartete Ergebnis bezüglich der Rechtfertigungsbedingung hat nach intensiver Diskussion zu einer zweiten Studie geführt, in der die Begründungszusammenhänge für weises Entscheiden noch detaillierter abgefragt wurden. Auch diese Studie bestätigte die Ergebnisse des begriffsanalytischen Projektteils.

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