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Laurons 2 - Untersuchungen zu Potential und Intensität des römischen Seehandels unter besonderer Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit eines rekonstruierten seegängigen Handelsschiffs
Antragsteller
Professor Dr. Christoph Schäfer
Fachliche Zuordnung
Alte Geschichte
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Förderung
Förderung von 2016 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 290046200
Das Projekt soll einen grundlegenden Beitrag zur Erforschung der Organisation, Intensität und Auswirkung des Seehandels in der Antike leisten. Die Ergebnisse werden neue Argumente für den Diskurs zwischen Primitivisten und Modernisten liefern und so Rückwirkungen auf die allgemeine Forschung zur antiken Wirtschaft insbesondere der römischen Zeit haben. Da die Grundvoraussetzung für eine Quantifizierung und Analyse des Seehandels in der Antike eine genaue Kenntnis der technologischen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen ist, strebt das Projekt hierfür einen entscheidenden Fortschritt an, indem erstmals ein römisches Handelsschiff mit den Methoden der experimentellen Archäologie rekonstruiert und erprobt werden soll. Die dabei gewonnenen Daten, welche die genaue Leistungskapazität des rekonstruierten Schiffes darstellen, werden sodann mit Hilfe modernster nautischer Software für weitere Untersuchungen aufbereitet. Konkret sollen auf Grundlage der Leistungsdaten des rekonstruierten Handelsschiffes quantifizierende Untersuchungen durchgeführt werden, die schließlich zu einem virtuellen Modell des römischen Seehandels führen. Aufgrund der Übertragbarkeit hochpräziser aktueller Wetterdaten, der Nutzung neuester Entwicklungen der softwaregestützten Seefahrt und der Verbindung mit herkömmlichen Forschungsmethoden und -ergebnissen zu den Voraussetzungen und der Praxis des Seehandels wird das Projekt zu einer grundlegenden Neueinschätzung des römischen Seehandels und seiner Bedeutung für die antike Wirtschaftsgeschichte allgemein führen. Die aus dem Projekt gewonnenen Daten sollen dabei der Wissenschaftsöffentlichkeit zugänglich und so aufbereitet werden, dass sie sich für weiterführende Forschungen und Applikationen (etwa digitale Geoinformationssysteme) eignen. Die Rekonstruktion des Schiffes, welche nur einen Teil des Projektes ausmacht, wird von einer digitalen Rekonstruktion mit Hilfe neuester CAD/CAE-Technologie flankiert, um die strömungsmechanischen Effekte bei der Fahrt des Rumpfs durch das Wasser zu ermitteln. Der Vorteil dieses Vorgehens liegt nicht nur in der Erprobung einer neuen und kostensparenden Methodologie für die experimentelle (Schiffs-)Archäologie, sondern auch in der Möglichkeit, durch hochspezialisierte CAE-Software virtuelle Tests unter realistischen Bedingungen durchführen zu können. Dabei werden die traditionellen Grenzen der Experimentellen Archäologie überschritten, insbesondere was den Bereich von destruktiven Belastungs- und Stresstests angeht. Das Projekt an sich hat Modellcharakter und bietet sich methodologisch für eine Übertragung auf andere Geschichtsperioden und Anwendungsbereiche an, sowohl was die quantifizierende Analyse angeht (die sich etwa mit mittelalterlichen Schiffen für die Hanse replizieren ließe), als auch was die grundlegend neue Methodik im Bereich der experimentellen Erforschung historischer Schiffe und Seefahrtsrouten angeht.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen