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Erdbebenhilfe und Wissenstransfer im Asiatisch-pazifischen Raum der 1920er Jahre: Chinesische, japanische und amerikanische Perspektiven
Antragstellerin
Professorin Dr. Sabine Dabringhaus
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2016 bis 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 285919149
Am 16. Dezember 1920 fand im Nordwesten Chinas eines der verheerendsten Erdbeben der neueren Geschichte statt. Am 1. September 1923 wurde die japanische Metropole Tokyo weitgehend zerstört. Beide Katastrophen setzten ostasiatische Gesellschaften extremen Belastungen aus. Zugleich wurden sie zu Gegenständen der sich neu entwickelnden wissenschaftlichen Seismologie und zu Anlässen für Katastrophenhilfe von neuartiger Komplexität, bei der sich lokale und internationale Initiativen verbanden. Sowohl die humanitären Einsätze als auch die wissenschaftliche Kommunikation über die Naturkatastrophen fand in einem neu entstehenden Asiatisch-pazifischen Interaktionsraum statt. Jenseits von Geopolitik und den Mächtebeziehungen zwischen Regierungen untersucht das Projekt die nichtstaatlichen Wirkungszusammenhänge in diesem Raum in der Zeit zwischen 1918 und der Mandschurei-Krise von 1931/32. Die zwanziger Jahre waren gekennzeichnet durch transnationales Katastrophenmanagement und einen bis dahin beispiellosen wissenschaftlichen Austausch zwischen Chinesen, Japanern und US-Amerikanern. Der kulturell-wissenschaftliche Transnationalismus verhinderte weitere Kriege nicht, schuf aber neue Kontaktfelder, an denen man im späten 20. Jahrhundert anschließen konnte. Unter Einbeziehung von Fragestellungen und Instrumentarien der umweltgeschichtlichen Katastrophenforschung verbindet das Projekt die Makro-Ebene der grenzüberschreitenden Beziehungen mit der lokalen Dimension der Erdbeben und ihrer Wirkungen auf die betroffenen Gesellschaften. Die Aufteilung in drei komplementäre Teilprojekte ermöglicht eine Auffächerung in chinesische, japanische und amerikanische Perspektiven auf die Verknüpfung von Philanthropie, Wissenschaft und Politik. Mit Hilfe des Resilienz-Ansatzes werden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Regionen bei der Bewältigung der Erdbebenkatastrophen vergleichend herausgearbeitet. Ziel des Gesamtprojektes ist es, die beiden Katastrophenkulturen China und Japan und ihr Verhältnis zum aufstrebenden pazifischen Akteur USA aus der Perspektive der transnationalen Formierung des Asiatisch-pazifischen Kulturraumes besser zu verstehen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen