Project Details
Projekt Print View

Zur Bedeutung der Wahrnehmung körperinterner Signale für die Verhaltenssteuerung

Subject Area Personality Psychology, Clinical and Medical Psychology, Methodology
Term from 2006 to 2012
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 28301199
 
Final Report Year 2011

Final Report Abstract

Die Verarbeitung sensorischer Informationen aus dem Körper (interozeptive Sensibilität) hat in den letzten Jahren als Moderator von Emotionen deutlich an Bedeutung gewonnen. Es konnte gezeigt werden, dass das Ausmaß der interozeptiven Sensibilität z.B. für das Emotionserleben sowie für die Genese von Angstsyndromen von erheblicher Bedeutung ist. Demgegenüber lagen jedoch zu Projektbeginn keine einschlägigen Arbeiten zur Relevanz der interozeptiven Sensibilität für das Emotionserleben und die Verhaltenssteuerung in Alltagssituationen vor. Das Untersuchungsprogramm hatte daher zum Ziel, die Bedeutung der Interozeption für das emotionale Erieben und die Verhaltenssteuerung in alltagsnahen Situationen nachzuweisen. Das Projekt umfasste fünf Studien zu Korrelaten der Interozeptionsleistung im Erleben und Verhalten. In den Arbeiten wurden Probanden mit hoher interozeptiver Sensibilität mit nach Alter und Geschlecht parallelisierten Kontrollgruppen mit niedriger interozeptiver Sensibilität verglichen. Als Indikator der interozeptiven Sensibilität wurde die Fähigkeit zur Herzschlagwahrnehmung, operationallsiert über den Mental Tracking-Test nach Schandry (1981), herangezogen. Inhaltlich befassten sich die Arbeiten mit dem Erleben und Verhalten in einer simulierten Situation öffentlichen Sprechens und einer sozialen Ausgrenzungssituation, dem Verhalten in einer komplexen Entscheidungssituation, der Wahrnehmung akuter Schmerzen, sowie der Reaktion auf die Darbietung erotischen Materials. In diesem Forschungsvorhaben konnte gezeigt werden, dass in der Aufgabe zum öffentlichen Sprechen Personen mit hoher Herzwahrnehmungsleistung in den Selbstbeurteilungsverfahren signifikant weniger Zustandsangst und geringere habituelle Sprechangst berichteten als die Gruppe mit niedriger Herzwahrnehmungsleistung, Auch in einer sozialen Ausgrenzungssituation zeigten Personen mit hoher interozeptiver Sensibilität von der Integrations- zur Ausgrenzungsphase eine geringere Zunahme im negativen Affekt und eine geringere Abnahme im positiven Affekt im Vergleich zu Personen mit niedriger interozeptiver Sensibilität. Während diese beiden Befunde auf einen Vorteil in der Emotionsregulation hinweisen, konnte in der Studie zu den Entscheidungsprozessen erstmals auch ein Vorteil in den Verhaltensmaßen aufgezeigt werden, Personen mit hoher interozeptiver Sensibilität trafen in der Iowa Gambling Task weniger ungünstige und mehr günstige Entscheidungen als Personen mit niedriger interozeptiver Sensibilität. In einer weiteren Studie konnte gezeigt werden, dass Personen mit hoher und niedriger interozeptiver Sensibilität sich in der Wahrnehmung akuter Schmerzen nicht unterscheiden. Es ergaben sich weder in der Schmerz- noch in der Temperatursensitivität signifikanten Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen. Auch hinsichtlich des Erlebens von erotischem Material konnte kein Einfluss der interozeptiven Sensibilität aufgezeigt werden. Zusammenfassend liefert das Projekt Evidenz für die Bedeutung der Wahrnehmung körperinterner Signale für das Emotionserleben und die Verhaltenssteuerung in Alltagssituationen. Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese, wonach Personen mit hoher interozeptiver Sensibilität aufgrund ihrer besseren Körpenwahrnehmung eine effizientere Selbstregulation zeigen. Dies ist im Einklang mit der aus der Somatic Marker Hypothese abgeleiteten Vorstellung, dass ein präziserer Zugriff auf körperinterne Informationen einen Verhaltensvorteil in komplexen Situationen darstellt.

Publications

  • (2009). Enhanced cardiac perception is associated with benefits in decision-making. Psychophysiology, 46, 1-7
    Werner, N. S., Jung, K., Duschek, S., & Schandry, R.
  • (2009). Interoceptive sensitivity modulates anxiety during public speaking. Journal of Psychophysiology, 23, 85-94
    Werner, N. S., Duschek, S., Mattern, M., & Schandry, R.
  • (2009). Relationships between affective states and decision-making. International Journal of Psychophysiology, 74, 259-265
    Werner, N. S., Duschek, S., & Schandry, R.
  • (2009). The relationship between pain perception and interoception. Journal of Psychophysiology, 23, 35-42
    Werner, N. S., Duschek, S., Mattern, M., & Schandry, R.
  • (2010). Implicit memory for emotional words is modulated by cardiac perception. Biological Psychology, 85, 370 - 376
    Werner, N. S., Peres, I., Duschek, S., & Schandry, R.
 
 

Additional Information

Textvergrößerung und Kontrastanpassung