Affect-and psychotechnology studies - emergente Techniken affektiver und emotionaler (Selbst-)Kontrolle
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Netzwerk hat mit der kritischen medienwissenschaftlichen Reflexion über die emergenten Affekt- und Psychotechnologien Pionierarbeit geleistet und dabei insbesondere auch den Stellenwert des „affective turn“ in den Geistes- und Sozialwissenschaften neu vermessen. Die Kybernetisierung des Affektlebens ist zwar kein neues Phänomen, erreicht aber mit der Entwicklung von automatisierten Systemen zur Affekterkennung und Affektinduzierung eine neue Qualität. Affektregulation wird zunehmend mithilfe von Algorithmen geleistet – ein Prozess, der zu einer gesamtgesellschaftlichen „affektiven Transformation“ führen dürfte, über die bei dem (den Abschluss der Netzwerkarbeit bildenden) Symposion „Affective Transformations. Politics, Algorithms, Media“ (Uni Potsdam, 1.- 3.11.2017) nach unserem Kenntnisstand zum ersten Mal in dieser Form diskutiert wurde. Damit ist ein Meilenstein gesetzt worden, der unter anderem auch zur Einrichtung einer Arbeitsgruppe „Affective Media Technologies“ in der Gesellschaft für Medienwissenschaft geführt, die ihre Arbeit weiter fortsetzt und so der mit dem Netzwerk etablierten medienwissenschaftlichen Forschung zu den genannten Themen eine dauerhaftere Basis gibt. Überraschend war die während der Netzwerkarbeit sichtbar werdende schnelle Verbreitung digitaler Assistenzsysteme, die das ingenieurswissenschaftliche Fernziel eines vollautonomen, affektiv responsiven Agenten bereits stellenweise erfüllen. Kritik, die angesichts dieser Entwicklungen geleistet wird, betrifft in erster Linie die Datenschutzproblematik, weniger aber die Fragen, welche Gefühlsnormen, Affektkategorisierungen und Geschlechtervorstellungen (die Assistenzsysteme tragen zumeist weibliche Namen und sprechen zumeist mit weiblicher Stimme) dabei perpetuiert werden. Diese Perspektiven sind in die Netzwerkarbeit zentral miteingeflossen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Affective Transformations. Lüneburg : meson press, 2020
Bernd Bösel, Serjoscha Wiemer (Hg.)