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LingNumCog: Linguistische Einflüsse auf numerische Kognition: Eine transkulturelle Studie unter Nutzung natürlicher Spezifika der polnischen und deutschen Sprache
Antragsteller
Professor Dr. Frank Domahs; Professor Dr. Hans-Christoph Nürk
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 277226778
Linguistische Einflüsse auf die numerische Kognition wurden jahrelang in der Forschung vernachlässigt. Stattdessen wurde davon ausgegangen, dass die zentrale semantische Zahlenverarbeitung weitestgehend ohne Spracheinflüsse abläuft. Allerdings stieg in den letzten Jahren die Zahl der Studien, die einen bedeutenden Einfluss von verschiedenen linguistischen Aspekten auf nahezu alle Bereiche der Zahlenverarbeitung zeigen, stark an. Der Schwerpunkt dieses Projekts wird auf den grammatikalischen Eigenschaften von Zahlwörtern liegen, welche nie zuvor über das Kleinkindalter hinaus untersucht worden sind. Das Projekt ist das erste, das die natürlichen Eigenheiten der polnischen und deutschen (und - in manchen Kontrollstudien - englischen) Sprache für einen solchen translingualen Forschungsansatz nutzt. Im Gegensatz zu den transparenten Regeln im Deutschen (1 steht mit Singular, alle anderen Zahlen mit Plural), sind die grammatikalischen Eigenschaften von Zahlwörtern im Polnischen sehr viel komplexer. Beispielsweise ändert sich die Verbform mit der Zahl: Singular für 1, Plural von 2-4, wieder Singular von 5-9; Singular für 21, 31 etc., Plural für 22-24, 32-34 etc., Singular für 25-29, 35-39 etc. Basierend auf Studien zu frühen grammatikalischen Effekten im Kleinkindalter und aufgrund der Stabilität von anderen linguistischen Effekten bis ins Erwachsenenalter stellen wir die Hypothese auf, dass die oben genannten Unregelmäßigkeiten ebenfalls die numerische Kognition älteren Kindern und Erwachsenen beeinflussen. Der erste Forschungsstrang wird diese Hypothese systematisch für einstellige Zahlen bei Vorschul- und Grundschulkindern sowie Erwachsenen untersuchen. Der zweite Forschungsstrang wird den Schwerpunkt auf den grammatikalischen Einfluss bei mehrstelligen Zahlen legen, bei denen Deutsch besonders unregelmäßig hinsichtlich der lexikalischen Komposition von Zahlwörtern ist: Die Reihenfolge der lexikalischen Zahlwortkomponenten ist im Vergleich zu den arabischen Zahlen invertiert (ein-und-zwanzig). Deshalb werden alle grammatikalischen Aspekte, die die Verarbeitung mehrstelliger Zahlen beeinflussen, im Polnischen, Englischen und Deutschen untersucht werden, um die grammatikalischen von den lexikalischen linguistischen Einflüssen zu unterscheiden. Im Laufe des gesamten Projekts werden alle translingualen Studien genau parallel in den unterschiedlichen Ländern durchgeführt werden. Neben behavioralen Daten (Reaktionszeiten und Fehlerraten) werden wir innovative Methoden wie fNIRS und Eye-Tracking zum ersten Mal in einem solchen translingualen Rahmen zur Untersuchung der numerischen Kognition einsetzen. Dadurch erhoffen wir einen noch besseren Zugang zu den zugrundeliegenden (neuro-)kognitiven Prozessen, die die linguistischen Unterschiede bedingen. Wir glauben, dass derartige Grundlagenforschung unser Verständnis numerischer Entwicklung und Kognition erheblich verbessern wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Polen
Mitverantwortlich
Privatdozent Dr. Maciej Haman