Head-Up-Displays in Kraftfahrzeugen: Nachweis und Analyse von Einstellungseffekten bei der Navigationsunterstützung
Final Report Abstract
Im Rahmen der zweiten Förderungsphase des Projektes wurde die Frage nach potentiellen negativen Auswirkungen von Handlungsvorbereitungsprozessen zum zentralen Gegenstand der durchgeführten Experimentalserien gemacht. Es wurde angenommen, dass Handlungsvorbereitungsprozesse in drei verschiedenen Situationen zu einem „Cognitive Tunneling“ führen können: a) in Situationen, die nur die Modifikation eines bestehenden Handlungsprogrammes erfordern; b) in Situationen, in denen ein vorbereitetes Handlungsprogramm gestoppt werden muss und schließlich c) in Situationen, in denen ein vorbereitetes Handlungsprogramm durch ein alternatives Handlungsprogramm ersetzt werden muss. Zu jeder dieser Situationsklassen wurden je drei Experimente geplant und durchgeführt (bis auf die letzte Situationsklasse, in welcher das letzte Experiment nicht zeitgerecht durchgeführt werden konnte). Die Ergebnisse der durchgeführten Experimentalserien zeigen, dass Handlungsvorbereitungsprozesse die Durchführung eines spezifischen Fahrmanövers, eines Spurwechsels, erleichtern. Diese Erleichterung zeigt sich in aus der Grundlagenpsychologie bekannten Reaktionszeiteffekten wie dem positiven Einfluss zeitlicher Vorbereitung, dem Movement Precuing Effekt und dem Validitätseffekt, die alle in einer anwendungsnahen Fahraufgabe nachgewiesen werden konnten. Darüber hinaus zeigen sich Veränderungen der kinematischen Aspekte der Spurwechsellenkbewegung in Abhängigkeit vom Ausmaß der Handlungsvorbereitung. Insbesondere in der Experimentalserie Modifikation wurden diesbezügliche Befunde des ersten Förderungszeitraumes repliziert, die eine Optimierung der Lenkbewegung in Form kürzerer Phasendauern des Geschwindigkeitsprofils der Lenkbewegung rund um den ersten Umkehrpunkt der Spurwechsellenkbewegung vermuten lassen. Darüber hinaus zeigen ebenfalls durchgeführte Zusatzuntersuchungen, dass sich altersbezogene Unterschiede im Geschwindigkeitsprofil der Spurwechsellenkbewegung nachweisen lassen. Diese können als eine mit dem Alter abnehmende Integration der einzelnen Bewegungsphasen interpretiert werden. Im Hinblick auf das untersuchte Phänomen eines „Cognitive Tunneling“ sind die Ergebnisse der drei Experimentalserien nicht eindeutig. Es zeigten sich zunächst in der Experimentalserie Modifikation deutliche Kosten einer Änderung der geplanten Spurwechselrichtung in Form erhöhter Reaktionszeiten und deutlicher initialer Ausschläge der Lenkbewegung in die falsche Richtung. Die beiden folgenden Experimentalserien Inhibition und Austausch führten jedoch unerwartet nicht zu Kosten in Form erhöhter Reaktionszeiten, wenn ein vorbereitetes Handlungsprogramm gestoppt oder durch ein Bremsmanöver ersetzt werden musste. Kosten zeigten sich nur in Form erhöhter Fehlerraten in der Experimentalserie Austausch. Die Ergebnisse stützen insgesamt die Annahme, dass eine Unterstützung des Fahrers durch handlungsvorbereitende Informationen als sinnvoll, da leistungssteigernd, betrachtet werden können. Aus den Ergebnissen lassen sich Hinweise für die zeitliche und inhaltliche Gestaltung solcher Vorinformationen ableiten. Darüber hinaus ist bei der Umsetzung zu beachten, dass sich bei nichtvaliden Informationen gegenteilige Effekte einstellen können. Ein bedeutsames „Cognitives Tunneling“ durch solche Informationen konnte nicht grundsätzlich bestätigt werden, sondern muss für den jeweiligen konkreten Anwendungsfall separat untersucht werden.
Publications
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Hofmann, P.
