Glocalized life-worlds: Reconstruction of modes of ethic judgement in the geography classroom
Human Geography
Final Report Abstract
Unter Berücksichtigung der vorliegenden empirischen Erkenntnissen zu grundlegenden Ansätze der Förderung ethischer Urteilskompetenz (Zulassen von doppelter Komplexität, Ausbau ethischer Sprachfähigkeit, diskursives Verhandeln und Reflektieren der eignen Urteilsbildung im Prozess) sowie unter Orientierung am Ansatz von Tödts Phasenverlauf (Tödt 1976, 1988) wurde ein Unterrichtstreatment entwickelt, das an vier strukturverschiedenen Schulen gleicher Schulart untersucht wurde, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie komplexe Modi des ethischen Urteilens von Schüler*innen im Kontext glokalisierter Lebenswelten und damit verbundener, heterogener Deutungsangebote angebahnt, d.h. didaktisch gefördert werden können. Hierbei wurde das ethische Urteilen nicht nur als individuell reflexiver Prozess angelegt, sondern stets als diskursives Geschehen, d.h. als interaktive Verhandlungssache bzw. komplexe Relationierungsauf‐ gabe mit inhärenten Aufgaben der Rollen‐ und Perspektivübernahme sowie als emotional‐affektive Angelegenheit, die vor allem von implizitem Wissen angeleitet ist, angelegt. Auf Grundlage der dokumentarisch‐interpretativen Analyse von 27 Prä‐ und 27 Post‐Gruppendiskussionen, welche jeweils vollständig transkribiert wurden, weiterhin der vollständigen videographischen Dokumentation und Analyse aller Unterrichtsstunden und aller Gruppendiskussionen sowie den im Abstand von 1 – 1,5 Jahren erfolgten responsiven Gesprächen an allen beteiligten Schulen können drei sinngenetische, soziogenetisch gerahmte Typen ethischen Urteilens differenziert werden und die entsprechenden relationierenden Modi anhand von vier Erfahrungsdimensionen, die bildungstheoretisch nach Bedingungen und Möglichkeiten des Erzeugens von Selbst‐ und Weltverhältnissen als Relationierungsmodi von Glo‐ balem und Lokalem und fragen, rekonstruiert werden: Typus 1: Kontextsensibel‐relationierender Modus der Verhältnissetzung von Globalem und Lokalem, Typus 2: Essenzialisierend‐generalisierender Modus der Verhältnissetzung von Globalem und Lokalem, Typus 3: Situativ‐changierender Modus der Verhältnissetzung von Globalem und Lokalem. Der Unterricht wurde für die Schüler*innen im Kontext der Unterrichtseinheit zu einem Ort/Erfahrungsraum, an/in dem sie ethische Konflikte direkt und unmittelbar, d.h. co‐präsent und miteinander aushandeln konnten. Ferner trat deutlich hervor, dass sich Schüler*innen über ihre Familien, ihre Freund*innen und vor allem über digitalisierte Medien längst auch unabhängig vom Unterricht sehr unterschiedlich über aktuelle Weltgeschehnisse informieren und insofern digitalisierte Modi der Relationierung zukünftig noch weitergehender zu untersuchen sein werden. Nicht nur in diesem Zusammenhang kommt das Projekt zu der Schlussfolgerung, dass die geographiedidaktischen Aus‐ und Fortbildung von Lehrkräften in all den skizzierten Bereiche vor großen Herausforderungen steht und deutlich stärker den Charakter performativer Trainings unter Einbezug von Beispielen von Unterrichtsvideographie erhalten sollte, um die impliziten Tiefenstrukturen von Geographieunterricht für Lehrkräfte reflexiv zugänglich zu machen.
Publications
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(2019) Das Welthandelsspiel aus je einer Perspektive geographischer, ethischer, philosophischer, ökonomischer, politischer, sozial-/gesellschaftswissenschaftlicher und erziehungswissenschaftlicher Bildung. Zeitschrift für Geographiedidaktik-ZGD 47 (4) 117
Applis, Stefan; Benthaus, Benjamin; Bruns-Junker, Anka; Engel, Juliane; Fögele, Janis; Gessner, Susann; Henn, Frank Michael; Hofmann, Jan; Loerwald, Dirk; Mehren, Rainer; Meixner, Maria; Müller, Stefan
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(2020) Glokalisierte Lebenswelten – Ethisches Urteilen als Pro- und Antikooperative Argumentations- und Verhaltensweisen im Geographieunterricht. Zeitschrift für Geographiedidaktik-ZGD 47 (4) 145-171
Hofmann, J., Applis, S. & R. Mehren
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(2015). Image language and the language of images: A closer examination of videography in cross‐cultural school studies. In B. Fritzsche & J. Engel (Eds.), The potential of videography in comparative education – Special Issue of "Research in Comparative and International Education" (383‐393), 10 (3). New York: SAGE
Engel, J.
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(2018). Das Welthandelsspiel zur Erforschung ethischer Urteilsfähigkeit im Geographieunterricht. In M. Dickel, L. Keßler, F. Pettig & F. Reinhardt (Hg.), Grenzen markieren und überschreiten ‐ Positionsbestimmungen im weiten Feld der Geographiedidaktik. Tagungsbeiträge zum HGD‐Symposium 2017 in Jena. Geographiedidaktische Forschungen. Band 69 (113‐126). Münster: readbox
Hofmann, J.
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(2018). Zum Konzept der moralischen Landkarten und seiner Eignung für geographiedidaktische Theoriebildung und empirische Forschung. Zeitschrift für Geographiedidaktik / Journal of Geography Education (ZGD), 2(18), 27‐50
Applis, S.
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(2018). Zur Eignung spielbasierter Unterrichtssettings für ethisches Urteilen im Geographieunterricht. Ein konzeptioneller Vergleich des Welthandelsspiels mit dem iterierten Gefangenendilemma. Zeitschrift für Geographiedidaktik (ZGD), 46(4), 3‐22
Hofmann, J.
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(2018): Kann empirische Unterrichtsforschung die Ausbildung von Philosophie‐ und Ethiklehrkräften verbessern? Ein Überblick zu Forschungsansätzen in der Lehrerbildung, Forschungsergebnissen und Skizzen möglicher Forschungsprojekte. In R. Torkler (Hg.) Was bedeutet gute Lehrerausbildung im Fach Ethik/Philosophie? Tagungsband Reihe Ethik und Bildung. Springer
Applis, S.
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(2019). Interaction, Subalternity, and Marginalization. An Empirical Study on Glocalised Realities in the Classroom. Diaspora, Indigenous, and Minority Education. 13 (1), 1‐12
Engel, J., Göhlich, M. & Möller, E.
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(2019). Introduction – Cultural Identity in multilocal Spaces. Diaspora, Indigenous, and Minority Education. 13 (1), 1‐12
Engel, J. & Fritzsche, B.