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Glokalisierte Lebenswelten: Rekonstruktion von Modi des ethischen Urteilens im Geographieunterricht

Fachliche Zuordnung Allgemeines und fachbezogenes Lehren und Lernen
Humangeographie
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 273859032
 
Erstellungsjahr 2019

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Unter Berücksichtigung der vorliegenden empirischen Erkenntnissen zu grundlegenden Ansätze der Förderung ethischer Urteilskompetenz (Zulassen von doppelter Komplexität, Ausbau ethischer Sprachfähigkeit, diskursives Verhandeln und Reflektieren der eignen Urteilsbildung im Prozess) sowie unter Orientierung am Ansatz von Tödts Phasenverlauf (Tödt 1976, 1988) wurde ein Unterrichtstreatment entwickelt, das an vier strukturverschiedenen Schulen gleicher Schulart untersucht wurde, um Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie komplexe Modi des ethischen Urteilens von Schüler*innen im Kontext glokalisierter Lebenswelten und damit verbundener, heterogener Deutungsangebote angebahnt, d.h. didaktisch gefördert werden können. Hierbei wurde das ethische Urteilen nicht nur als individuell reflexiver Prozess angelegt, sondern stets als diskursives Geschehen, d.h. als interaktive Verhandlungssache bzw. komplexe Relationierungsauf‐ gabe mit inhärenten Aufgaben der Rollen‐ und Perspektivübernahme sowie als emotional‐affektive Angelegenheit, die vor allem von implizitem Wissen angeleitet ist, angelegt. Auf Grundlage der dokumentarisch‐interpretativen Analyse von 27 Prä‐ und 27 Post‐Gruppendiskussionen, welche jeweils vollständig transkribiert wurden, weiterhin der vollständigen videographischen Dokumentation und Analyse aller Unterrichtsstunden und aller Gruppendiskussionen sowie den im Abstand von 1 – 1,5 Jahren erfolgten responsiven Gesprächen an allen beteiligten Schulen können drei sinngenetische, soziogenetisch gerahmte Typen ethischen Urteilens differenziert werden und die entsprechenden relationierenden Modi anhand von vier Erfahrungsdimensionen, die bildungstheoretisch nach Bedingungen und Möglichkeiten des Erzeugens von Selbst‐ und Weltverhältnissen als Relationierungsmodi von Glo‐ balem und Lokalem und fragen, rekonstruiert werden: Typus 1: Kontextsensibel‐relationierender Modus der Verhältnissetzung von Globalem und Lokalem, Typus 2: Essenzialisierend‐generalisierender Modus der Verhältnissetzung von Globalem und Lokalem, Typus 3: Situativ‐changierender Modus der Verhältnissetzung von Globalem und Lokalem. Der Unterricht wurde für die Schüler*innen im Kontext der Unterrichtseinheit zu einem Ort/Erfahrungsraum, an/in dem sie ethische Konflikte direkt und unmittelbar, d.h. co‐präsent und miteinander aushandeln konnten. Ferner trat deutlich hervor, dass sich Schüler*innen über ihre Familien, ihre Freund*innen und vor allem über digitalisierte Medien längst auch unabhängig vom Unterricht sehr unterschiedlich über aktuelle Weltgeschehnisse informieren und insofern digitalisierte Modi der Relationierung zukünftig noch weitergehender zu untersuchen sein werden. Nicht nur in diesem Zusammenhang kommt das Projekt zu der Schlussfolgerung, dass die geographiedidaktischen Aus‐ und Fortbildung von Lehrkräften in all den skizzierten Bereiche vor großen Herausforderungen steht und deutlich stärker den Charakter performativer Trainings unter Einbezug von Beispielen von Unterrichtsvideographie erhalten sollte, um die impliziten Tiefenstrukturen von Geographieunterricht für Lehrkräfte reflexiv zugänglich zu machen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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