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Taxonomies of the self. Emergence and social generalization of calculative practices in the field of self-inspection.

Subject Area Sociological Theory
Term from 2015 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 270582264
 
Final Report Year 2019

Final Report Abstract

Die Selbstvermessung etabliert sich in modernen Gegenwartsgesellschaften erstens als eine neue Form der Selbstthematisierung. Dies machen unsere Projektergebnisse zunächst in allgemeiner Form plausibel. Das Projekt hat zweitens einen Beitrag dazu geleistet, verschiedene Modi der Selbstvermessung zu unterscheiden. Dies öffnet den Weg zu einer differenzierteren Auseinandersetzung mit kalkulativ vermittelten Selbstverhältnissen, als es die pauschale Kritik der Selbstvermessung als Selbstoptimierung zulässt. Es entstehen ausgesprochen ambivalente, zahlenbasierte Praktiken der Selbsterkundung im Spannungsverhältnis gesellschaftlicher Dispositive um Leistung und etablierte Körperbilder einerseits, des durch den Eigenleib und die je spezifische Alltagspraxis geprägten subjektiven Eigensinns andererseits. Dem Projekt gelang es vor diesem Hintergrund drittens, die potentiell stabilisierenden und emanzipativen Potentiale der Selbstvermessung als eine Form der dynamischen Stabilisierung des Selbst im Kontext unsicherer Lebensverhältnisse herauszuarbeiten. In Hinblick auf das wissenschaftliche Feld, in dem sich das Projekt bewegt, leistet es damit viertens einen Beitrag zu einer konzeptionellen Erweiterung der ansonsten in vielen Aspekten durchaus überzeugenden Kritik an kalkulativ vermittelten Selbstverhältnissen. Zu den Ergebnissen trug unseres Erachtens dabei nicht unwesentlich ein in glücklicher Weise richtiges Timing bei, insofern das Projekt in einer historischen Übergangsphase durchgeführt wurde, in der die noch nicht lange bestehenden communities of practice der Selbstvermessung, die auf einer Hermeneutik von Eigendaten und auf teilweise sehr instabilen Taxonomien beruhen, noch schneller als erwartet unter den Druck standardisierter und auf großen Datenmengen beruhender Massenapplikationen geraten. Nur hierdurch war es unseres Erachtens möglich, auch die emanzipativ-stabilisierenden Momente der Selbstvermessung herauszuarbeiten, welche auf einer im Ganzen eben nicht heteronomen In-Beziehung-Setzung von Datenwelten und persönlichen Nahwelten beruhen. Auch in Zukunft wird das Verhältnis von Daten- und Nahwelten in einer immer stärker durch Daten, ihre Produktionsweisen und Verknüpfungen bestimmten Gesellschaft vermutlich ein nicht unwichtiges Forschungsfeld sein. Wir hoffen, dass das Projekt ‚Taxonomien des Selbst‘ zur Fassung dieses Verhältnisses einen relevanten Beitrag leisten konnte.

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