Spatial and temporal dimension of historical charcoal-burning in the Tauerscher Forst (Lower Lusatia, Brandenburg). A contribution towards cultural landscape development in the North German Lowlands
Final Report Abstract
Im Norddeutschen Tiefland wurden Relikte von Holzkohlemeilern als eindeutige Belege für historische Köhlerei bislang nur wenig zur Kenntnis genommen. Ziel des Projektes war es daher, in einer Teilregion, dem Tauerschen Forst (Niederlausitz, Brandenburg), Relikte von Holzkohlemeilern (HKM) zu erfassen, die für den Betrieb das Eisenhüttenwerks Peitz (1554-1858) angelegt wurden. Auf Basis von hochauflösenden Airborne Laserscanning (ALS) Daten wurde eine Methode entwickelt und etabliert, mit der die HKM gezählt, vermessen, nach Größen klassifiziert und räumlich gruppiert bzw. regionalisiert werden konnten. Mittels Dendrochronologie und Radiokohlenstoffanalyse wurden ausgewählte HKM datiert. Die neuen Erkenntnisse wurden abschließend im Kontext der regionalen Landnutzungsgeschichte bewertet und hinsichtlich der landschaftsverändernden Folgen der Holzkohleproduktion in historischen Zeiten diskutiert. Der Probensatz an Holzkohlefragmenten zur dendrochronologischen Datierung beinhaltet fast ausschließlich Holzkohle aus Kiefer. Insgesamt reichen die Dendroalter im Tauerschen Forst von 1654 bis 1830. Die bislang ältesten HKM des Untersuchungsgebietes wurden im westlichen Tauerschen Forst gefunden. Die meisten datierten HKM fallen in den Zeitraum von 1780 bis 1800. Die Validierung der HKM-Kartierungsergebnisse hat ergeben, dass durch die überarbeitete Methode zur manuellen Kartierung eine bessere Genauigkeit bei der HKM-Identifizierung erreicht werden konnte. Im Vergleich zur manuellen Kartierung zeigte sich hier aber noch deutlicher eine Abhängigkeit der Detektion von der Objektgröße, so wurden HKM mit Außendurchmessern von < 9.5 m deutlich schlechter erfasst als größere Objekte. Insgesamt wurden für den Tauerschen Forst 4499 HKM identifiziert, mit Durchmessern zwischen 4,0 und 30,5 m. Die im ehemaligen königlichen Tauerschen Forst gefundenen Meilerdurchmesser weichen auch deutlich von der in der Holz- und Kohlordnung vorgeschriebenen Größe ab. Die Untersuchungen zeigen, dass nicht - wie bislang angenommen - das Zentrum der Holzkohleherstellung in der Jänschwalder Heide lag, sondern der Großteil der Meiler im Tauerschen Forst westlich des Großsees zu finden ist. Die HKM-Kartierung konnte auch - entgegen der in der Köhlerordnung beschriebenen Verfahrensweise - keinen regelhaften Bezug der Meilerplätze zu Wasser belegen. Lediglich die Häufung der Meiler am Großsee und Kleinsee passt in dieses Bild. Deutliche Zusammenhänge lassen sich allerdings zwischen HKM-Standorten und den Entfernungen zu historischen Wegen und Siedlungen zeigen, so dass offensichtlich die Verfügbarkeit bzw. Nähe von Arbeitskräften ebenfalls eine Rolle gespielt hat. Der stratigraphische Aufbau der Meiler weist auf eine einmalige Nutzung der Plattformen hin. Zumindest gibt es keine eindeutigen stratigraphischen Belege für eine Mehrfachnutzung wie in anderen Gebieten Europas oder wie im Nordosten der USA. Die durch die Ergebnisse bekräftigte überwiegend einphasige Nutzung der Meilerstellen im Untersuchungsgebiet bedingt einen Einfluss auf größere Bereiche der Bodenoberfläche als in Gebieten mit überwiegend mehrfach genutzten Meilerstellen. Veränderungen von bodenchemischen und -physikalischen Eigenschaften infolge der Köhlerei können daher einen im Vergleich bedeutenderen Einfluss auf die Standortsbedingungen haben. Eine Bewertung dieser Einflüsse ist allerdings ohne weitere Untersuchungen nicht möglich, auf den Böden mit an sich ungünstigen Wuchsbedingungen sind sowohl positive als auch negative Einflüsse auf die Substrateigenschaften denkbar. Die hohe Anzahl an z.T. sehr großen HKM belegt weiter den großen Holzverbrauch zur Kohleproduktion für das Hüttenwerk in Peitz. Eine Quantifizierung des Verbrauchs ist allerdings aus verschiedenen Gründen schwierig. Vergleicht man die Situation und Historie des Eisenhüttenwerks in Peitz, dem als einziger größerer Verbraucher in der Region eine Forstfläche von weit über 100 km2 zur Verfügung stand, mit den zahlreichen Hüttenwerken anderer historischer Montanregionen, die mit wesentlich weniger Forst wirtschaften mussten, wird klar, dass die Kapazität des Peitzer Werkes kaum ausgereicht haben dürfte, um den Tauerschen Forst übermäßig zu fordern. Die ubiquitär vorhandenen HKM-Relikte selbst sind der eindrücklichste Beleg für eine geomorphodynamische Stabilität in den letzten Jahrhunderten, da offenkundig keine Erosion oder Sedimentation stattgefunden hat, die durch eine weitflächige und langanhaltende Zerstörung der Vegetation begünstigt gewesen wäre. Die neuen Ergebnisse zeigen, dass der mit äolischen Sanden bedeckte und auf das Jahr 1850 datierte HKM 2 aus dem Tagebaue Jänschwalde, der in den Vorstudien als Beispiel für die Übernutzung der Wälder genannten war, ein Einzelfall ist. Bei weiterführenden Projekten sollten neben der geomorphologischen Auswertung von LiDAR-Daten und der bodenkundlichen Untersuchung von HKM-Relikten in unterschiedlichen Regionen auch ein experimentalarchäologischer Versuch durchgeführt werden. So könnten die morphologischen und bodenkundlichen Eigenschaften historischer Meilerrelikte mit denen kontrolliert angelegter Meiler verglichen werden. Insbesondere die Standortseigenschaften frischer Meilerplätze wären damit fassbar und würden u.a. Aussagen zu den initialen ökologischen Verhältnissen liefern, die bisher kaum bekannt sind.
Publications
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(2016): Geophysikalische Prospektion und Mikrodrohnenbefliegungen zur Dokumentation von Meilerplätzen in der Jänschwalder Heide. Ausgrabungen im Niederlausitzer Braunkohlerevier 2013/2014, Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum, Arbeitsberichte zur Bodendenkmalpflege in Brandenburg, 30, 145-154
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Spatial distribution of relict charcoal hearths in the former royal forest district Tauer (SE Brandenburg, Germany). Quaternary International
Raab, A., Bonhage, A., Schneider, A., Raab, T., Rösler, H., Heußner, K.-U., Hirsch, F.