Alternatives for the future. On the role of real possibilities and historical conditionals for our hypothetical and counterfactual thinking and acting
Final Report Abstract
Wir fragen uns oft, was wäre wenn, oder was gewesen wäre, wenn: „Wenn ich noch einen Kaffee trinke, werde ich schlecht schlafen,“ oder: „Wenn ich den Regenschirm mitgenommen hätte, würde ich jetzt nicht nass werden.“ In solchen Überlegungen geht es häufig um wirkliche, zukunftsgerichtete Möglichkeiten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt offen stehen, später aber verschlossen sind: Jetzt kann ich noch einen Kaffee trinken, nachher wird das Restaurant aber die Kaffeemaschine spülen und mir keinen Kaffee mehr servieren. Vorhin hätte ich den Regenschirm von der Garderobe mitnehmen können, jetzt aber bin ich schon unterwegs. Die entsprechenden Konditionale (Wenn-Dann-Sätze) nennen wir historische Konditionale. Sie spielen in unserem hypothetischen und kontrafaktischen Denken und Handeln eine große Rolle. Ihr theoretisches Verständnis lässt aber viele Fragen offen, denen sich dieses Projekt gewidmet hat. Historische Konditionale beziehen sich indexikalisch (hinweisend) auf die Gegenwart und thematisieren als hypothetische historische Konditionale (wie im obigen Kaffee-Beispiel) jetzt offene Möglichkeiten für die Zukunft bzw. als kontrafaktische historische Konditionale (wie im obigen Regenschirm-Beispiel) verpasste Zukunftsmöglichkeiten in der Vergangenheit in unserer Welt Auffällig ist, dass historische Konditionale in der Forschungsliteratur zu Konditionalen zwar als Beispiele eine große Rolle spielen, dass sie aber nur unzureichend als eigene Klasse mit eigenen formalen Eigenschaften studiert werden. Dieses Projekt hatte zum Ziel, diese Forschungslücke zu schließen. Es ging dabei allgemein um den Zeit- und Möglichkeitsbezug von Konditionalen und insbesondere um die Interaktion von Möglichkeiten und Zeit bei historischen Konditionalen. Im Rahmen der Untersuchung wurden drei Ziele erreicht. Erstens wurde der Formenreichtum des Zeit- und Möglichkeitsbezugs in Konditionalen erschlossen, indem eine Datenbank mit Beispielen von Konditionalsätzen aus der Forschungsliteratur erstellt wurde. Diese Datenbank wird inzwischen in einem Folgeprojekt weiter verwendet und ausgebaut. Zweitens wurde eine neue formale Semantik für historische Konditionale aufgestellt, und zwar auf der Grundlage der Transitionssemantik. Dieser formale Zugriff ermöglicht es, die Interaktion von Zeit und Möglichkeit viel feinkörniger darzustellen, als das mit bisherigen Ansätzen möglich war. Die Transitionssemantik ist inzwischen in ihren formalen Hinsichten genau untersucht und vielfältig aufgegriffen worden. Drittens wurde untersucht, wie historische Konditionale im Diskurs wirken, was also zwischen Hörerin und Sprecherin geschieht, wenn ein historisches Konditional geäußert wird. Hier hilft die Transitionssemantik, die formalen Optionen übersichtlich darzustellen. Der Formenreichtum natürlichsprachlicher Konditionale machte jedoch eine Erweiterung der Untersuchung nötig. Diese erweiterte Untersuchung wird inzwischen in dem von der DFG bewilligten Projekt “Different kinds of conditionals” durchgeführt.
Publications
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