Detailseite
Projekt Druckansicht

Metamorphosen der Solidarität. Kirchliche Jugendverbände und Dritte-Welt-Bewegung in der Bundesrepublik Deutschland in den 1970er und 1980er Jahren

Antragsteller Dr. Dimitrij Owetschkin
Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Evangelische Theologie
Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2015 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 268183381
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Forschungsprojekt verfolgte das Ziel, die Rolle und das Handeln der konfessionellen Jugendverbände als Teile der Dritte-Welt-Bewegung sowie das wechselseitige Verhältnis zwischen den Jugendverbänden und dieser Bewegung in der Bundesrepublik der 1970er und 1980er Jahre zu untersuchen. Dabei sollte die bewegungs- und kirchenhistorische Perspektive mit einem sozialisationsgeschichtlichen Ansatz verknüpft werden. Im Mittelpunkt des Projekts standen drei Fragenkomplexe: die Stellung der Jugendverbände innerhalb der Dritte-Welt-Bewegung; die Wechselwirkungen zwischen dem Bewegungsengagement der Jugendverbände und ihrer Stellung innerhalb der Kirchen; das Bewegungsengagement der Jugendverbände im Kontext der Sozialisationsprozesse. Das Hauptobjekt der Untersuchung bildeten die konfessionellen Jugenddachverbände Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) und Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (AEJ). Die Ergebnisse des Projekts zeigten, dass sich im Bereich der kirchlichen Jugendarbeit neue Formen des sozialisatorischen Handelns in seinem Verhältnis zu politischer Aktion, christlichem Glauben und kirchlichen Strukturen entwickelten. Die Grenzen zwischen Religion und Politik, religiöser und politischer Identität wurden dabei nivelliert, während politische Aktionen zunehmend pädagogische Dimensionen bekamen. In diesem Kontext ermöglichte insbesondere das Engagement für die Dritte Welt eine Vermittlung von Religiösem und Politischem. Die zentralen entwicklungspolitischen Aktionen und Kampagnen der Jugendverbände – die Aktion Dritte-Welt-Handel, die UNCTAD-Kampagnen oder die Aktivitäten zum südlichen Afrika – erschienen als unterschiedliche Konkretionen der gemeinsamen entwicklungspolitischen Einstellungen. Sie zeichneten sich dabei jedoch auch durch jeweils besondere Akzentuierungen und strukturelle Ausformungen aus. Im Ganzen spiegelten sich in diesen Aktionen und Kampagnen auch die Besonderheiten des Verhältnisses von AEJ und BDKJ zur Dritte-Welt-Bewegung wider. Als Träger und Initiatoren dieser Aktionen, als relativ eigenständige Akteure im entwicklungspolitischen Feld traten die Jugendverbände einerseits als Elemente dieser Bewegung auf. Sie waren in Bewegungsnetzwerke einbezogen, erfüllten Mobilisierungs- oder Koordinierungsfunktionen und stellten im Bewegungszusammenhang ihre Ressourcen zur Verfügung. Andererseits verfolgten sie als Teile der kirchlichen Strukturen auch eigene, verbandsspezifische Strategien und Interessen, die unter den Bedingungen der allgemeinen Konkurrenzsituation mit den sozialen Bewegungen und der Abwanderung von Jugendlichen zu diesen Bewegungen eine zunehmende Relevanz bekamen. Im Hinblick darauf lässt sich das Dritte-Welt-Engagement der Jugendverbände vor dem Hintergrund der Ergebnisse des Projekts als christlicher Beitrag zur Dritte-Welt-Bewegung interpretieren, dessen christliche oder kirchliche Orientierung als solche erkennbar und identifizierbar wurde.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Religion, Politik und solidarisches Handeln. Kirchliche Jugendarbeit und Dritte-Welt-Engagement im Spannungsfeld von Verband und Bewegung (1970–1990), Berlin 2020
    Dimitrij Owetschkin
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung