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Der beleibte Mensch. Medizinische Konzepte, Bilder und Metaphern von 1500 bis 1900

Fachliche Zuordnung Wissenschaftsgeschichte
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 267970733
 
Erstellungsjahr 2021

Zusammenfassung der Projektergebnisse

In dem Forschungsprojekt sollten die Konzepte, Bilder und Metaphern, die sich zwischen 1500 und 1900 im deutschsprachigen Raum um Beleibtheit herum bildeten, untersucht werden. Anhand medizinischer Überblickswerke, spezialisierter Literatur und populärmedizinischer Veröffentlichungen wurde die medizinische Lehre zur Beleibtheit im Untersuchungszeitraum rekonstruiert. Darauf gegründet wurde die soziale und kulturelle Aufladung medizinischer Vorstellungen von Beleibtheit, also ihre Bilder, Metaphern und Werturteile, herausgearbeitet. Parallel hierzu wurden nichtmedizinische Quellen in Auswahl und kursorisch auf die gleichen Aspekte hin untersucht, um die Verzahnung und wechselseitige Beeinflussung medizinischer und nichtmedizinischer Vorstellungen von Beleibtheit herauszuarbeiten. Dabei konnte gezeigt werden, dass die Körperform der Korpulenz nicht etwa erst während der Neuzeit Aufmerksamkeit erfahren hat, sondern als medizinisches wie nichtmedizinisches Thema in der europäischen Kultur des frühneuzeitlichen Europas fest verankert war. Auch die in der Allgemeingeschichte verbreitete Vorstellung einer Umwertung positiv konnotierter Leibesfülle zu negativ bewerteter Fettleibigkeit während der Neuzeit erwies sich insofern unzutreffend als sich den Untersuchungszeitraum hindurch Ambivalenz, ja Polyvalenz nachweisen ließ. Dabei änderte sich die medizinische Lehre zur Beleibtheit zwischen 1500 und 1900 grundlegend, vor allem im Einklang mit den Entwicklungslinien der vormodernen Medizintheorie und dem Wandel medizinischer Paradigmen. Relativ unverändert blieb jedoch ein Repertoire an thematischen Rahmen, epidemiologischen Fakten und empirischen Beobachtungen, welche den Untersuchungszeitraum hindurch immer neu und anders theoretisch fundiert und durch neue ätiologische und pathophysiologische Konzepte und Modelle untermauert, als solche aber durch alle doktrinären Wechsel hindurch erhalten blieben. Sie bildeten das kulturelle Gerüst, um welches herum die beleibtheitsbezogenen Argumente und Bilder, Konzepte, Modelle und Metaphern sich wandelnder medizinischer Theorien und Paradigmen gebaut wurden. Von dieser innermedizinischen Kontinuitätsbeobachtung ausgehend wurde, in entschiedener Abgrenzung von den Wandlungsnarrativen der Körpergeschichte, ein vergleichsweise konstanter und in allen vormodernen Lebensbereichen präsenter Vorrat kultureller Figuren der Beleibtheit nachgewiesen und im Detail analysiert. Über die ersten Ergebnisse der Projektarbeit wurde in mehreren bayerischen Zeitungen berichtet.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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