Project Details
Projekt Print View

Anonymitätsgrade der Betroffenen in der Priorisierung

Subject Area Economic Policy, Applied Economics
Term from 2007 to 2015
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 15070313
 
Final Report Year 2015

Final Report Abstract

Das Forschungsprojekt beschäftigte sich zunächst mit der Frage, ob deutsche Bürger eine Reduktion des Todesrisikos bei identifizierbaren Leben höher einschätzen als bei statistischen Leben. Ein solcher sog. „identifiable victim effect” wurde von homas Schelling (1968) postuliert. Zu diesem Zweck wurde ein Discrete-Choice-Experiment (DCE) durchgeführt, an dem sich 210 Deutsche, die repräsentativ ausgewählt wurden, übers Internet beteiligten. Die Untersuchung bestätigte die Existenz eines solchen Effekts und quantifizierte ihn auf rund 2.9 Mio. EUR. Darüber hinaus wurde auf derselben Datengrundlage geprüft, ob die Zahlungsbereitschaft zur Reduktion des Todesrisikos mit dem Ausgangsrisiko der Betroffenen systematisch zusammenhängt. Die Schätzungen bestätigen den sog. Dead-anyway Effekt (Pratt und Zeckhauser, 1996): Ein 1-prozentiger Anstieg des Ausgangsrisiko erhöht die Zahlungsbereitschaft um 36.000 EUR. Die identifizierten Effekte bestätigen die in der medizinischen Literatur beschriebene Rule of rescue, wonach in der Notfallrettung nach Dringlichkeit und Unmittelbarkeit der Situation priorisiert wird. Risikopräfenzen beeinflussen potentiell Entscheidungen am Lebensende. Philipson et al. (2010) postulierten einen positiven Optionswert für neue Therapien, der zu risikofreudigem Verhalten Anlass gibt und die Nachfrage nach lebensverlängernden Therapien erhöht. In einer zweiten Projekt wurden Risikopräferenzen und mögliche Gründe für die hohe Nachfrage nach Behandlungen am Lebensende untersucht. Da onkologische Therapien häufig nicht oder nur marginal wirksam sind, während sie toxische Nebenwirkungen und hohe Kosten verursachen, sind sie Gegenstand einer Priorisierungsdiskussion. Die Ergebnisse eines Discrete-Choice-Experiments zeigen, dass ein Optionswert besteht, der zu potentiell risikofreudigem Verhalten führt. Der Optionswert erweist sich als umso höher, je früher die Einführung einer neuen Therapie erwartet wird. Andererseits zeigt sich im Experiment, dass eine deutliche Mehrheit der Befragten risikoscheu in Bezug auf die Lebenserwartung ist und somit die Nachfrage nach risikoreichen Therapien begrenzt ist.

Publications

  • (2011). Medical Decision Making: A Health Economic Primer, Berlin: Springer
    Felder, S., Mayrhofer, Th.
    (See online at https://dx.doi.org/10.1007/978-3-662-53432-8)
  • (2012). Which patients do I treat? An experimental study with economists and physicians (with). In: Health Economic Review, 2 (1)
    Ahlert, M., Felder, S., Vogt, B.
    (See online at https://doi.org/10.1186/2191-1991-2-1)
  • (2013). Can Decision Biases Improve Insurance Outcomes? An Experiment on Status Quo Bias in Health Insurance Choice. In: Int. J. Environ. Res. Public Health, 10 (6), 2560-2577
    Krieger, M., Felder, S.
    (See online at https://doi.org/10.3390/ijerph10062560)
  • (2013). Risk Preferences: Consequences for Test and Treatment Thresholds and Optimal Cutoffs. In: Medical Decision Making, 34, 33-41
    Felder, S., Mayrhofer Th.
    (See online at https://doi.org/10.1177%2F0272989X13493969)
 
 

Additional Information

Textvergrößerung und Kontrastanpassung