Detailseite
Präferenzbildung und Peer-Effekte bei der Universitätszulassung: Der Further-Deferred-Acceptance-Mechanismus
Antragstellerin
Professorin Dr. Dorothea Kübler
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung von 2015 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264625991
Marktdesign ist eines der erfolgreichsten Forschungsgebiete der Ökonomie, wenn es darum geht, mit Forschung praktische Verbesserungen zu erreichen. Nicht zuletzt deshalb ging der Wirtschafts-Nobelpreis 2012 an Alvin Roth und Lloyd Shapley für ihre "Theorie stabiler Allokationen und die Praxis des Marktdesigns." In diesem Forschungsfeld gibt es viele offene Fragen. Unter anderem wird gemeinhin davon ausgegangen, dass Studenten ihre Präferenzen für Universitäten genau kennen und eine Rangliste aufstellen können. Zweitens finden in der Literatur externe Effekte wie peer effects so gut wie keine Berücksichtigung. Beide Prämissen werden allerdings in realen Bewerbungssituationen kaum erfüllt. Beispielsweise wählen Studenten üblicherweise aus einer breiten Auswahl an Angeboten, über die ihnen nur begrenzte Informationen zur Verfügung stehen, so dass sie Schwierigkeiten haben, eine vollständige Rangliste aufzustellen. Und Studenten wollen häufig gerne am selben Ort studieren wie ihre Freunde. Ein kürzlich in Deutschland eingeführter Mechanismus berücksichtigt die dadurch auftretenden Probleme. Unser Projekt untersucht den neuen Mechanismus, der eine Variante des Deferred-Acceptance (DA)-Mechanismus (Gale and Shapley, 1962) ist. Der DA spielt im Marktdesign seit jeher eine zentrale Rolle und ist in zahlreichen Zusammenhängen zur Anwendung gekommen, wie z.B. bei der Schulwahl in Boston und in Paris. Im Vergleich zum DA verfügt der neue Mechanismus über zwei besondere Eigenschaften: Erstens sind die Studenten aufgefordert, sich bei Universitäten zu bewerben, und werden erst dann gebeten, eine Rangliste aufzustellen, nachdem ihnen die Universitäten in einer ersten Runde möglicherweise Angebote gemacht haben. Zweitens ist es möglich, dass Studenten mehrere Angebote in der ersten Runde erhalten. Sie können dann entscheiden, welches sie annehmen wollen. Im Vergleich zum DA sind die Entscheidung über die Rangliste und die Zusage bzw. Absage der Angebote aus der ersten Runde zeitlich weiter nach hinten verlagert. Daher nennen wir den Mechanismus Further-Deferred-Acceptance-Mechanismus (FDA). Es soll ein Modell entwickelt werden, um zu zeigen, dass der FDA dem DA im Hinblick auf das Wohlergehen der Studenten überlegen ist, wenn das Ausbilden von Präferenzen kostspielig ist und peer-Effekte vorhanden sind. Um diese Annahmen empirisch zu testen, nutzen wir Fragebögen, administrative Daten der Stiftung für Hochschulzulassung sowie experimentelle Daten. Die Eigenschaften des FDA im Vergleich zum DA werden zusätzlich mittels kontrafaktischer Analysen geprüft, indem auf der Grundlage von geschätzten Präferenzen Ergebnisse unter beiden Mechanismen simuliert werden. Falls der FDA eine Lösung darstellt, wenn Studenten unsicher über ihre Präferenzen sind und ihre Präferenzen peer-Effekten unterliegen, könnte der FDA für viele reale Kontexte eine interessante Alternative darstellen, zumal der Übergang von DA zu FDA nur mit geringen Kosten verbunden ist.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Mitverantwortlich
Professor Dr. Yinghua He