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Die Viereckschanzen von Nordheim und die jüngerlatènezeitliche Besiedlung im Raum Heilbronn

Antragstellerin Dr. Andrea Neth
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2015 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264625219
 
Bei Nordheim, ca. 10 km südwestlich von Heilbronn, wurden in Luftaufnahmen zwei nur 300 m voneinander entfernte Viereckschanzen entdeckt, und in den Jahren 1995 bis 2000 vollständig untersucht. Für beide Schanzen liegen Hinweise auf mehrere Bauphasen vor, die durch Radiocarbon- und Dendrodaten ins 2.-1. Jh. v. Chr. (LtC2-D1) datiert werden können. In beiden Fällen gibt es auch einzelne Befunde einer früh- bis mittellatènezeitlichen Besiedlung vor der Anlage von Wall und Graben.Die beiden Anlagen lieferten die größten bisher bekannten Fundmengen aus Viereckschanzen, vor allem Keramik und Tierknochen. Dazu kommen mehrere hundert Kleinfunde aus Metall, Glas und Stein. Im Mittleren Neckarraum fehlten bisher größere Fundkomplexe der jüngeren Latènezeit. Der umfangreiche Fundbestand von Nordheim bietet die Möglichkeit, das regionale Fundspektrum zu definieren, und Verbindungen zu den Nachbarregionen zu untersuchen.Im Rahmen des Projekts ist ein Vergleich der Funde und Befunde beider Schanzen vorgesehen, dabei sollen Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Chronologie und Funktion der beiden Anlagen herausgearbeitet werden. Erste Ergebnisse der Fundauswertung deuten auf mögliche Zentralortfunktionen in einer Region ohne Oppida und Großsiedlungen, und zeigen eine Anbindung an regionale und Fernhandelsnetze.Beide Viereckschanzen müssen im Zusammenhang mit den zeitgleichen Fundstellen im Raum Heilbronn betrachtet, und in den Kontext der regionalen Siedlungsmuster der Mittel- und Spätlatènezeit gestellt werden.Etwa Mitte des 1. Jh. v. Chr. erfolgte in beiden Anlagen eine systematische Zerstörung der Gebäude durch Brand, unmittelbar darauf wurden Brunnen, Grubenhäuser und Pfostengruben mit Brandschutt verfüllt. Vorgesehen ist der Vergleich der Nordheimer Befunde mit den in anderen süddeutschen Viereckschanzen mehrfach belegten Zerstörungshorizonten.Nach längerer Unterbrechung folgte bei beiden Schanzen eine erneute Nutzung in der römischen Kaiserzeit. Dabei wurden entlang der Gräben Holzzäune errichtet, die am Ende der römischen Nutzung niedergebrannt wurden. Geplant sind die Klärung von Konstruktionsweise, Chronologie und Funktion der römischen Zaunanlagen und die Literaturrecherche nach vergleichbaren Befunden.Das übergeordnete Ziel der archäozoologischen Analysen ist die funktionale Interpretation der beiden Nordheimer Anlagen. Zu diesem Zweck werden die bisher entwickelten sozioökonomischen Interpretationsansätze aufgegriffen und die dort enthaltenen Hypothesen mit Hilfe zielführender Untersuchungsmethoden der klassischen und der analytischen Archäozoologie einer kritischen Prüfung unterzogen. Vielversprechend ist die Kombination von Strontium-, Kohlenstoff- und Sauerstoffisotopenanalysen an Zahnfunden von Haustieren. Auf diese Weise sollen Informationen zum Import von Tieren und zu möglichen redistributiven Aufgaben der Viereckschanzen, sowie Hinweise auf die Weideregionen im Umland und das Herdenmanagement gewonnen werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Mitverantwortlich Dr. Günther Wieland
 
 

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