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Ein hochmittelalterlicher jüdischer Wohn- und Handelskomplex in Erfurt und seine Raumfassung
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Christoph Merzenich; Privatdozentin Dr.-Ing. Barbara Perlich-Nitz
Fachliche Zuordnung
Architektur, Bau- und Konstruktionsgeschichte, Bauforschung, Ressourcenökonomie im Bauwesen
Kunstgeschichte
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 264547474
Mehrere hoch- und spätmittelalterliche Gebäude bilden denWohnkomplex am heutigen Benediktsplatz 1 in Erfurt, dem Zentrumdes mittelalterlichen jüdischen Quartiers. Dieser Komplex wurde in einer ersten Antragsphase in Bezug auf die Baugeschichte sowie die Nutzungs- und Besitzergeschichte eingehend untersucht; die Vermutung, dass hier ein komplett erhaltenes Beispiel jüdischen Wohnens im Hochmittelalter vorliegt, konnte bestätigt werden. Neben der reinen Wohnnutzung ergaben sich Hinweise auf ein durch jüdische Bauherren geplantes Kaufhaus, und, völlig überraschend, der Nachweis eines in der Mitte des 13. Jahrhunderts eingerichteten privaten (?) jüdischen Betraums. Wenngleich private jüdische Beträume des 17. bis 19. Jahrhunderts dokumentiert und für das Mittelalter wenigstens in Quellen erwähnt werden, ist doch außer diesem neuen Befund in Erfurt bislang kein erhaltener mittelalterlicher jüdischer Betraum in einem Privathaus bekannt. Allerdings eröffnen die Befunde in Erfurt die Möglichkeit, andere auch in den Archivalien so genannte Judenhäuser mit neuem Blick zu betrachten: Gab es auch in anderen Wohnhäusern reicher Juden private Beträume (vergleichbar den Privatkapellen der christlichen Oberschicht)? Ausgehend von den Erfurter Befunden sollen zwei bis drei weitere mittelalterliche Judenhäuser (möglicherweise in Betracht kommen ein jüngst in Schwäbisch Gmünd entdeckter Bau, weitere in Frage kommende Gebäude in Zürich, Hainburg a.d. Donau, Osnabrück, Hallein), für die bereits grundlegende bauhistorische Untersuchungen vorliegen, gezielt auf Hinweise für eine private sakrale Nutzung hin überprüft werden. Augenmerk soll dabei neben Architekturelementen auch auf Spuren dekorativer Ausmalung gelegt werden, die in allen vier in Aussicht genommenen Objekten für den relevanten Zeitraum nachweisbar zu sein scheint.Ziel des Vorhabens ist die Einbettung der erzielten Erfurter Ergebnisse in den überregionalen Kontext sowie die Schaffung einer ersten Grundlage von Architekturmerkmalen dieser bislang noch gar nicht untersuchten Baugattung "mittelalterliche jüdische Privatbeträume".
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Dr.-Ing. Thomas Nitz; Professorin Dr. Annette Weber