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Transnationale Bildungslaufbahnen und soziale Positionierungen zwischen Brasilien und Europa. Eine qualitative Studie unter Migrantenfamilien

Fachliche Zuordnung Bildungssysteme und Bildungsinstitutionen
Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Förderung Förderung von 2014 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262622315
 
Erstellungsjahr 2020

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Erkenntnisse aus der Studie „Transnationale Bildungslaufbahnen und soziale Positionierungen zwischen Brasilien und Europa“ leisten einen Beitrag zu einer theoretischen Auffassung von Bildung in transnationalen sozialen Räumen. Mit Methoden der ethnographischen Feldforschung und nach dem Ansatz einer Multi-Sited-Ethnography wurden transnationale Bildungslaufbahnen rekonstruiert und die sozialen Strukturen und Netzwerke analysiert, die die individuellen Verläufe beeinflussen, sei es durch soziale Unterstützung oder durch gemeinsame Werte, Deutungsmuster und Wissen. Auf dieser Grundlage wurden Erkenntnisse über die Bedeutung von Bildungslaufbahnen für soziale Positionierungen in transnationalen sozialen Feldern gewonnen, und es wird ein Beitrag zur theoretischen Konzeption transnationaler Bildungsräume geleistet. Das gewonnene Datenkorpus besteht aus 58 qualitativen Interviews sowie Beobachtungsprotokollen, egozentrierten Netzwerkkarten und Familiendiagrammen. Die Daten wurden in sehr unterschiedlichen sozialen Felder erhoben. Das Sample umfasst sowohl Migrant:innen auf der Suche nach einem „besseren Leben“ als auch Angehörige transnationaler Eliten. Ein zentrales Ergebnis der Untersuchung ist, dass transnationale Bildungslaufbahnen zwischen Brasilien und Deutschland unter sehr unterschiedlichen sozialen Bedingungen erfolgen können und dass es verschiedene soziale Kontexte gibt, in denen Migration — oder internationale Mobilität — als eine Bildungsstrategie angesehen werden kann. Dazu gehören Familien aus sozialen Eliten und der oberen Mittelschicht, die die Ressourcen besitzen, um an einem globalisierten Bildungsmarkt teilzunehmen, bis hin zu jungen Menschen aus prekären sozioökonomischen Verhältnissen. Im ersten Fall dient die Mobilität dem Erwerb zusätzlichen symbolischen Kapitals; im zweiten Fall stellt sie hingegen einen Versuch dar, sich Bildungschancen zu erschließen, die in Brasilien als unerreichbar betrachtet werden. Mit den Ergebnissen der Studie lässt sich zeigen, dass unterprivilegierte Migrant:innen aktiv an der Entstehung von transnationalen Bildungsräumen mitwirken. Sie bauen im Laufe ihrer Migration informelle Unterstützungsstrukturen auf, um sich und anderen zu helfen. Die so entstandenen transnationalen sozialen Netzwerke stellen Wissen, Unterstützung sowie auch Vorbilder bereit, die Bildungsmigration zu einer plausiblen Option für junge Menschen machen, die ansonsten nicht mobil wären. Die so entstandenen transnationalen Räume gründen auf reziproken Solidaritätsbeziehungen, die oft aus familien- oder familienähnlichen Verhältnissen hervorgehen. Die transnationalen Bildungsstrategien, die in diesen Netzwerken entwickelt und weitergegeben werden, sind von Arbeitsmärkten sowie von Bildungs- und Migrationsregimen abhängig. Der hier untersuchte Kontext ist vor allem durch Care Work geprägt, und sowohl die Strategien als auch teilweise die entstehenden Bildungsräume sind stark feminisiert.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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