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Kulturelle Teilhabe und öffentliche Emanzipation. Über deutschsprachiges jüdisches Verlagswesen im 19. Jahrhundert
Antragsteller
Dr. Arndt Engelhardt
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2014 bis 2017
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 262106733
Infolge der sozialen Wandlungen seit Ende des 18. Jahrhunderts und der zunehmenden Säkularisierung der jüdischen Lebenswelten transformierte sich die Lese-, Sprach- und Kommunikationskultur der Juden in Europa. Dem Deutschen kam in Mittel- und Osteuropa zunehmend die Funktion einer "imperialen" Sprache der Emanzipation, der Akkulturation und der Wissenschaften zu. Vor diesem Hintergrund versucht das Forschungsvorhaben, die europäische und transnationale Struktur der deutschsprachigen jüdischen Verlage und der sich darüber ausbildenden Lesekulturen während des 19. Jahrhunderts durch eine Interpretation und historische Kontextualisierung ausgewählter Werke, deren Dissemination und Rezeption in den Blick zu nehmen. Die kulturellen, sozialen und politischen Veränderungen und die damit verbundene literarische und wissenschaftliche Kanonbildung soll durch eine textanalytische Untersuchung exemplarischer Verlagswerke und deren historische Einordnung rekonstruiert werden. Hierbei soll der Übergang aus einer traditionell gefassten Lebenswelt und der Versuch der Teilhabe an der zunächst als offen und gestaltbar verstandenen deutschsprachigen Kultur noch vor der Nations- und Staatswerdung nachvollzogen werden. Dazu wird die Produktion des Verlags "Veit & Comp." von Mitte der 1830er Jahre bis etwa 1860, das Konzept und der Aufbau des "Instituts zur Förderung der israelitischen Literatur" für den Zeitraum 1855 bis 1873 und daran anschließend für die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts das Judaica-Programm von "F. A. Brockhaus" betrachtet. Neben einer Analyse der Themen und spezifischen Gestaltung der konkreten Texte werden dazu die Produktions- und Vertriebswege zentraler literarischer und wissenschaftlicher Publikationen sowie deren Austausch im allgemeinen Buchwesen untersucht. Über eine Teilrekonstruktion des Korpus der deutschsprachigen Literatur und Wissenschaft des Judentums im 19. Jahrhundert sollen die Medien und Strategien der Kommunikation dargestellt werden, in denen Wissen von Juden und Wissen über Juden tradiert wurde. Es soll damit die Tätigkeit und Wirkung dieser Verlagsunternehmen im deutschen Sprachraum vor dem Hintergrund der politischen und sozialen Modernisierungsprozesse der Judenheiten in jener Zeit sichtbar werden.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Israel
Gastgeberin
Professorin Dr. Yfaat Weiss