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Zwischen Ash'ariya und Maturidiya. Abu Shakur as-Salimi (4./11. Jh.) und sein Tamhid fi bayan at-tauhid
Antragstellerin
Dr. Angelika Brodersen
Fachliche Zuordnung
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung
Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 260383745
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht das arabische theologische Werk At-Tamhid fi bayan at-tauhid (Einleitung in die Erklärung des Ein-Gott-Glaubens) von Abu Shakur as-Salimi (4./11. Jh.). Dieser Autor wird der theologischen Richtung in der Nachfolge Abu Mansur al-Maturidi's (gest. 333/944) zugerechnet, die neben der Lehre, die von Abu l-Hasan al-Ash'ari (gest. 324/935) und seinen Anhängern vertreten wurde, die zweite Säule des sunnitischen Islams bildet und noch heute im Mittleren Osten, in der Türkei und auf dem Balkan zahlreiche Anhänger hat. Trotz der verstärkten Editionstätigkeit der letzten Jahrzehnte bestehen auf dem Gebiet der Erforschung der maturiditischen Lehren noch erhebliche Defizite. Diese betreffen einmal die Erschließung der Texte, die teilweise noch immer nicht in Editionen zugänglich sind. Betroffen ist hiervon auch der Tamhid fi bayan at-tauhid. Daneben ist noch ein erheblicher Forschungsbedarf zu verzeichnen, der insbesondere das Verhältnis der Maturidiya zur Ash'ariya betrifft. Das Projekt soll beide Ebenen, d.h. Texterschließung und Themenarbeit, verbinden, indem nicht nur eine kritische Edition des zu untersuchenden Textes erfolgen soll. Eine inhaltliche Besonderheit des Tamhid ist nämlich darin zu sehen, dass in diesem Werk erstmals in den maturiditischen Schriften al-Ashari und seine Nachfolger als sunnitische Konkurrenz angeführt werden. Al-Maturidi selbst setzte sich primär mit der rationalen Theologie der Mu'tazila auseinander, für die die menschliche Vernunft das Maß aller Dinge war, so dass die für die islamische Theologie so wichtige Allmacht Gottes nicht mehr zu begründen war. Dagegen betonen die Schriften al-Ash'ari's in erster Linie die Bedeutung der Offenbarung, so dass der Vernunft des Menschen kaum noch eine aktive Rolle zukam. Die Maturiditen meinten demgegenüber, Vernunft und Offenbarung müssten gleichermaßen berücksichtigt werden, wie bereits bei al-Maturidi geschehen, um eine Theologie zu entwickeln, die sowohl dem allmächtigen Gott als auch dem Menschen mit seiner rationalen Erkenntnisfähigkeit gerecht wird. Hinsichtlich der Lehren al-Ash'ari's muss jedoch eine wichtige Einschränkung gemacht werden. Denn es ist in vielen Fällen gar nicht bekannt, ob bestimmte Aussagen auf ihn selbst zurückgehen oder ihm lediglich von späteren Anhängern zugeschrieben wurden. Insofern ist der Tamhid fi bayan at-tauhid ein wichtiges Zeugnis auch für die Bewertung dieser Aussagen. Hier werden aus einer Außenperspektive Lehren dieser theologischen Schule wiedergegeben, was nicht nur den Prozess der Konsolidierung der maturiditischen Schule in ihrer Auseinandersetzung mit der Ashariya näher beleuchten kann. Vielmehr kann auch ein Beitrag zur weiteren Erforschung der Asharitischen Schule selbst geleistet werden, so dass die Ergebnisse des Projekts auch für die Erforschung der islamischen Theologie insgesamt nutzbar gemacht werden können.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen