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Möglichkeiten und Grenzen der Bereitstellung von Mobilitätsoptionen durch den informellen Sektor. Das Beispiel Moto-Taxi in subsaharischen Städten.

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Verkehrs- und Transportsysteme, Intelligenter und automatisierter Verkehr
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 259000122
 
Erstellungsjahr 2018

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Das Projekt knüpft thematisch an die Debatte um Informalität und Verkehr im städtischen Subsahara-Afrika an und fokussiert die Hintergründe, Bedingungen und Formen der Integration von Moto-Taxi-Dienstleistungen in städtischen Verkehrssystemen am Beispiel der tansanischen Metropole Dar es Salaam. Wie in zahlreichen weiteren lokalen und regionalen Kontexten in SSA hat die Etablierung dieser Mobilitätsform sowohl positive als auch negative Effekte. Dazu zählen einerseits ökonomische Aspekte (z.B. die Bereitstellung zahlreicher Arbeitsplätze) und soziale Aspekte (Sicherung von Mobilität, Zugänglichkeit verkehrlich nicht angeschlossener Gebiete) und andererseits hohe Unfallzahlen, Verkehrsdelikte und Konflikte mit anderen Mobilitätsangeboten. Der politische und planerische Umgang mit dem Phänomen ist daher an verschiedenen Stellen widersprüchlich. Anerkennung und Formalisierung auf der einen Seite stehen repressive Maßnahmen und Verbote auf der anderen Seite gegenüber. In vielen Ländern und Städten in SSA gibt es inzwischen Bestrebungen, die Moto- Taxis formell zu regulieren, um die negativen Externalitäten einzudämmen und für eine bessere Abstimmung innerhalb der jeweiligen Verkehrssysteme zu sorgen. Diese politischen und planerischen Maßnahmen erfordern ein tiefgründiges Verständnis der inneren Logik und Funktionsweise des Moto-Taxi-Sektors, was durch bisherige Forschungsarbeiten noch nicht zufriedenstellend geleistet wurde. Hieran anknüpfend war es das Ziel des Projektes, am Beispiel der wachsenden Moto-Taxi-Dienstleistung in Dar es Salaam einen Beitrag zu diesem besseren Verständnis der Funktionsweise informeller Mobilitätsangebote in subsaharischen Städten zu leisten. Auf Grundlage einer Governance-Analyse wurden die relevanten Akteure der Angebotsseite sowie staatliche Akteure in den Blick genommen. In den empirischen Erhebungen wurden die Bedingungen des Marktzugangs, Hintergründe, Biographien und Arbeitsbedingungen der Fahrer, Alltagspraktiken des Fahrens, Formen der Selbstregulierung und der staatlichen Regulierung, soziale und räumliche Konflikte, sowie Austauschnetzwerke und Machtbeziehungen zwischen den Akteuren näher betrachtet. Die Bearbeitung der Fragestellung stützte sich auf eine an der Grounded Theory orientierte Vorgehensweise. In den empirischen Erhebungen kamen ausschließlich Methoden der qualitativen Sozialforschung zum Einsatz (problemzentrierte Interviews, Gruppendiskussionen, partizipative Methoden, Dokumentenanalyse, (nicht-)teilnehmende Beobachtung). Die Ergebnisse des Projektes erlauben eine Systematisierung des bisherigen Kenntnisstandes zur Entwicklung von Moto-Taxi-Dienstleistungen in SSA, eine konstruktive Beteiligung an der Diskussion um den Nexus ‚Informalität und Verkehr‘ sowie Einblicke in die praktischen Funktionen und Nutzungsformen der Dienstleistung auf Grundlage eines explorativen GPS-Trackings. Neben dem Nachvollziehen der sozialen Laufbahnen von Moto-Taxi-Anbietern und Arbeitsbedingungen im Moto-Taxi-Sektor erlauben die empirischen Einblicke im Kern die Entwicklung eines Governance-Modells, mit dem sich die Moto-Taxi- Dienstleistung vor allem in Hinblick auf informelle und formelle Praktiken, Selbstregulierung des Sektors und staatliche Regulierung, praktische Organisation der Dienstleistung, sowie Konflikte und deren Aushandlung detailliert beschreiben lässt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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