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Grenzen des Konsenses. Rekonstruktion einer Theorie transnormativer Vergesellschaftung

Fachliche Zuordnung Soziologische Theorie
Förderung Förderung von 2014 bis 2015
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 258693117
 
Integrationsprozesse in komplexen Gesellschaften lassen sich nicht mehr auf der Grundlage gemeinsamer Wertvorstellungen vollziehen. Die vorpolitischen Ressourcen moderner Rechtstaatlichkeit stoßen an ihre Grenzen. Dennoch arten sozialpolitische Spannungen in der Regel nicht in offene Konflikte aus. Transnormative Vergesellschaftungsformen ermöglichen es, Handlungsarrangements mit begrenzter raum¿zeitlicher Geltung zu etablieren. Gesellschaften entwickeln eine Spannkraft, die sie gegen die politisch unbeherrschte Dynamik von Weltwirtschaft und ¿gesellschaft resistent macht.Damit ist die Fragestellung gegeben, die im Fokus des Werkes steht. Vor dem Hintergrund der Debatte zu den vorpolitischen Bedingungen moderner Rechtstaatlichkeit (Böckenförde, Habermas, Ratzinger) steckt die Einleitung der Studie ihre Grenzen ab. Die normative Ausrichtung weiter Teile der sozialwissenschaftlichen Theorie hindert diese daran, die vorsystemische Schwelle in den Blick zu nehmen, an der die Legitimationsverfahren transnormativer Vergesellschaftung ansetzen. Gibt die Theorie Parsons normative Lesart des soziologischen Kanons auf, so zeigt sich, dass klassische soziologische Forschungsprogramme wesentliche Bausteine zur Analyse transnormativer Vergesellschaftung bieten (Kap. 1). Damit sie freilegt werden, sind allerdings unterschiedliche Übermalungen abzutragen (Kap. 2: »deutsche Linie der Soziologie«, Kap. 6: »Kriegsideologie«, Kap. 8: »völkische Politisierung«).Systematisch fokussiert die Studie auf die sukzessive Auflösung des normativ behafteten Begriffsgegensatzes von Gemeinschaft und Gesellschaft, wie sie durch die Theoriebildung der klassischen Soziologie (Ferdinand Tönnies, Kap. 3, Georg Simmel, Kap. 4, und Max Weber Kap. 5) und der philosophischen Anthropologie Helmuth Plessners vollzogen wird (Kap. 7). Damit legt sie in theoriesystematischer Hinsicht einen Alternativentwurf zu Parsons Theory of social action vor. Er hebt die soziologische Begriffsbildungslinie hervor, die von Tönnies über Simmel und Weber bis Plessner führt. Im Gegensatz zum strukturtheoretisch-normativen Ansatz Durkheims, der als Kontrastfolie für die Rekonstruktion dient, wird ihre Bedeutung in der Fähigkeit erkannt, das »soziologische Kategorienfeld« jenseits von ethischen und geschichtsphilosophischen Annahmen zu begründen. Die Begriffsbildung wird in ihren sukzessiven Verfeinerungsstufen herauspräpariert. So kann sie als Grundlage für den Aufbau einer Theorie »transnormativer Vergesellschaftung« dienen, die der Komplexität gegenwärtiger Gesellschaften gerecht wird. Die Auseinandersetzung mit Luhmanns Institutionalisierungstheorie ermöglicht abschließend, den Ertrag der dadurch gewonnenen Theoriebausteine systematisch zu verorten (Kap. 9). Auf dieser Grundlage lässt sich die vorsystemische Schwelle sozialen Handelns erfassen, an der die Theorie transnormativer Vergesellschaftung anzusetzen hat, um sich den Herausforderungen heutigen Gesellschaftswandels zu stellen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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