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Die Bedeutung von Düften für das Gruppenleben von Säugern

Subject Area Sensory and Behavioural Biology
Term from 2006 to 2010
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 25801416
 
Final Report Year 2010

Final Report Abstract

Während der zweijährigen, durch die DFG finanzierte Projektphase konnte das Ziel, mehr über die Mechanismen welche dem Sozial- und Paarungssystem von Noctilio albiventris zu Grunde liegen, zu lemen, erreicht werden. Zusätzlich tragen die gewonnenen Erkenntnisse auch zu einem besseren Verständnis bei, warum Tiere in Gruppen leben, wie sich Gruppen formieren und welche Schlüsselreize dazu verwendet werden. Noctilio albiventris jagt nur während einer außerordentlich kurzen nächtlichen Aktivitätsphase von ca. einer Stunde nach Insekten, die in zeitlich und räumlich unvorhersagbaren Schwärmen vorkommen und lebt daher energetisch „auf Messers Schneide". Um auf diesen, durch ihre ökologische Nische verursachten Engpass zu reagieren, hat N. albiventris (und eventuell auch andere Arten mit ähnlicher Jagd- und Emähmngsweise) ihren Fettmetabolismus in bisher noch nicht nachgewiesener Art und Weise angepasst. Außerdem optimiert N. albiventris den Beutefangerfolg über die Gruppenjagd, welche auf dem passiven Lauschen auf erfolgreich jagenden Artgenossen beruht. Interessanterweise sind diese koordiniert jagenden Gruppen aus nichtverwandten Tieren zusammengesetzt. Demnach scheint der Gruppenjagd von N. albiventris nicht die indirekte Weitergabe eigener Gene durch das Fördern verwandter Individuen zu Grunde zu liegen. Koordiniertes Jagen wie wir es bei dieser Art beobachtet haben, setzt voraus, dass die Gruppenmitglieder sich individuell unterscheiden können. Wir konnten zeigen, dass sowohl Individualsignaturen in den Echoortungsrufen von N. albiventris, als auch Gruppensignaturen in den Düften der Tiere vorhanden sind. Dies konnten wir im Falle der akustischen Kommunikation mit Playbackversuchen an Tieren in Gefangenschaft und im Freiland nachweisen. Im Falle der Geruchskommunikation fanden wir mittels Gaschromatographie Hinweise auf gruppenspezifische Geruchsprofile. Wie es dazu unter nichtverwandten Tieren kommen kann ist noch ungeklärt. Möglicherweise könnte der Gruppenduft durch engen Körperkontakt oder sogar auch durch gezieltes Reiben an stark duftenden Körperteilen entstehen. Die artspezifischen starken Düfte entstehen auf zweierlei Weise. Einerseits produziert eine Axialdrüse, die in beiden Geschlechtern vorkommt, ein öliges Sekret. Andererseits produzieren Männchen über ihr Inguinalorgan, welches beidseitig des Hodens angelegt ist, einen markanten Geruch. Die Düfte der Inguinalregion dienen vermutlich nicht nur der Individualerkennung, sondem auch der Partnerwahl. Diese Vermutung wird durch die Beobachtung gestützt, dass die Ausprägung des Ölflecks und des Inguinalorgans saisonal mit der Reproduktion korreliert. Möglicherweise dient der Geruch zur Auswahl qualitativ hochwertiger Paarungspartner. Darauf deutet eine Korrelation zwischen der Genregion, die für den Haupthistokompatibilitätskomplex kodiert, und dem Parasitierungsgrad hin. Von Studien an Mäusen ist bekannt, dass Information über den MHC durch Geruch gewonnen werden kann, und dass Weibchen den Geruch von stark parasitierten Männchen erkennen und vermeiden. Unsere Analyse der Mikrobenfauna ergab ein individuelles Artenspektrum an Mikroben. Uns gelang auch der Nachweise eines bisher unbekannten Bakterienstamms. Die in früheren Studien formulierte Hypothese, dass anaerobe Bakterien für den charakteristischen Geruch der männlichen Inguinalorgane verantwortlich sind, konnten wir nicht bestätigen. Durch unsere Arbeit wurden nicht nur neue und wichtige Erkenntnisse über eine interessante Fledermausart gewonnen, sondem es eröffnen sich neue und faszinierende Fragen für zukünftige weiterführende Forschung zum Thema der Evolution und des Erhaltes von Sozial- und Paarungssystemen bei Säugetieren und der involvierten olfaktorischen und akustischen Schlüsselreize.

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