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'Political archaeology' in high and late medieval Bavaria and Austria. Eugippius's Vita Severini and its reception in medieval manuscripts.

Subject Area Medieval History
Term from 2014 to 2020
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 257833817
 
Final Report Year 2020

Final Report Abstract

Als wichtigstes Ergebnis des Projekts kann zunächst festgehalten werden, dass es nunmehr einen verlässlichen Zensus aller erhaltenen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften der Vita sancti Severini des Eugippius gibt, die nördlich der Alpen kopiert wurden. Von diesen Handschriften liegen nunmehr auch jeweils detaillierte Tiefenerschließungen in Form von Katalogisaten vor, die nicht nur über Entstehungsort, Entstehungszeit und Lesespuren in der Vita Severini Auskunft geben, sondern auch die mitüberlieferten Texte und somit den Überlieferungskontext berücksichtigen – auch für die Forschungen zu diesen, teils sehr zahlreichen Mitüberlieferungen sind diese Katalogisate künftig von großem Wert, womit das Projekt nicht nur für die Severin-Forschung relevant ist. Wesentliche Fortschritte wurden durch das Projekt in der Folge auch bei der Auswertung dieses gewonnenen Corpus erzielt. Zunächst konnte gezeigt werden, dass die von Brigitte Resl zuletzt ventilierten Zweifel, ob die in der sogenannten „Madalwin-Urkunde“ von 903 erwähnte Severin-Vita tatsächlich mit der Eugipp-Vita zu identifizieren ist, gänzlich unbegründet sind und schon allein durch den handschriftlichen Befund der Überlieferung widerlegt werden können. Somit ist nachgewiesen, dass der Text der Vita spätestens am Beginn des 10. Jahrhunderts nördlich der Alpen in handschriftlicher Form kursierte. Die ältesten Textzeugen selbst stammen aus dem 11. Jahrhundert (und sind somit nicht sehr viel später als die frühesten italienischen entstanden) und durchwegs aus dem heutigen Bayern, was bisher in der Severin-Forschung noch nicht registriert worden ist. Aufgrund der in dieser Zeit noch fehlenden Glossierung des Textes lässt sich nur darüber spekulieren, welche Aspekte der Vita damals interessierten, doch könnten es, so wie in der folgenden Phase, durchaus antiquarische Interessen gewesen sein, aufgrund derer man die Vita nun vermehrt kopierte. Ganz sicher war das (neben dem schon allein aufgrund des Überlieferungskontexts immer gegebenen hagiographischen Interesse) im 12./13. Jahrhundert der Fall, als man sich vor allem im babenbergisch-österreichischen Gebiet insbesondere wegen des bei Eugipp genannten und schon beim Babenberger Otto von Freising mit Wien identifizierten Favianis für die Vita interessierte, was auch die zahlreichen Glossierungen des Textes aus dieser Zeit bestätigen. Dagegen kann man ab der zweiten Hälfte des 13. und insbesondere im 14. Jahrhundert ein starkes Nachlassen der Produktion des Textes beobachten, ehe er im 15. Jahrhundert wieder populärer wurde, auch durch das Interesse der Humanisten und ihrer Bestrebungen, einen besseren Text zu gewinnen. Vor allem konnten im Projekt zwei teils sehr verbreitete Annahmen der bisherigen Forschung widerlegt werden: einerseits interessierte man sich im Mittelalter keineswegs nur aus antiquarischen Gründen für die Vita, sondern auch für den Heiligen und sein Wirken selbst, das heißt also für den Text als das, was er ursprünglich sein sollte: Hagiographie. Das beweisen der Überlieferungskontext des Textes wie auch Glossierungen und die Auswahl der Kapitel für die Kurzfassungen. Zum anderen ist für alle überlieferten Handschriften (mit einer späten Ausnahme) kein Entstehungszusammenhang mit Passau zu erkennen, obwohl der Text für Passau im Mittelalter mehrfach eine wichtige Rolle spielte (Pilgrimsche Fälschungen 10. Jahrhundert, Albert Behaim 13. Jahrhundert). Die große Masse der Handschriften, insbesondere im 12. und 13. Jahrhundert, wurde aus den oben genannten Gründen in Österreich kopiert, auf dessen historischem Gebiet (Noricum Ripense) sich auch der Großteil der Handlung der Vita Severini abspielt. Darüber hinaus konnten abseits vom eigentlichen Kernthema des Projekts eine Reihe von bisher nicht bekannten Überlieferungen anderer Texte identifiziert werden, die sukzessive in Form kleinerer Aufsätze publiziert werden sollen, soweit dies nicht ohnehin schon geschehen ist.

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Textvergrößerung und Kontrastanpassung