Detailseite
'Politische Archäologie' im hoch- und spätmittelalterlichen Bayern und Österreich. Die Rezeption von Eugipps Vita Sancti Severini im Spiegel der handschriftlichen Überlieferung.
Antragsteller
Professor Dr. Martin Wagendorfer
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257833817
Das Vorhaben beabsichtigt, die Rezeptionsgeschichte der Vita Severini Eugipps, eines der wichtigsten Texte für die Geschichte des bayerisch-österreichischen Raums im fünften Jahrhundert, im Hoch- und Spätmittelalter auf Basis der handschriftlichen Überlieferung zu beschreiben. Während die literarische Rezeption der Vita schon gut erforscht ist, ist ihre Geschichte im Spiegel der handschriftlichen Überlieferung noch zu schreiben. Zu diesem Zweck sollen alle nördlich der Alpen entstandenen oder im Mittelalter dort nachweisbaren Textzeugen in detaillierten Handschriftenbeschreibungen erfaßt werden. Aus den daraus gewonnen Erkenntnissen über Entstehungsort, -zeit, Benützer, Glossatoren und Kommentatoren des Textes sollen in der Folge Rückschlüsse auf politische und ideologische Instrumentalisierung der Vita gezogen werden. Diese dürfte nämlich nach ersten stichprobenartigen Erkenntnissen nicht nur, wie bisher bekannt, von den Passauer Bischöfen dazu benützt worden sein, ihre Ansprüche auf ein eigenes Erzbistum zu untermauern: vielmehr deutet die handschriftliche Überlieferung darauf hin, daß das Motiv für die zahlreichen Abschriften der Vita im 12. Jahrhundert eher in der Absicht der Babenberger-Herzöge in Österreich zu suchen ist, den honor Austriae zu mehren sowie die eigenen Ansprüche auf ein Landesbistum zu begründen, indem man das in der Vita mehrfach erwähnte Favianis, wie etwa auch Otto von Freising, mit der landesfürstlichen Residenz Wien gleichsetzte. Gleichzeitig scheint die Vita aber auch bei weitem mehr, als dies bisher vermutet wurde, als das gelesen worden zu sein, was er ursprünglich war: ein hagiographischer Text. Daraufhin sollen insbesondere die Glossen der Handschriften sowie die in den einzelnen Textzeugen mitüberlieferten Texte untersucht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen