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Der Einfluß exekutiver Funktionen auf die Messung impliziter Vorurteile und Stereotypen bei Kindern

Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung Förderung von 2014 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 257513981
 
Ziel dieses Forschungsprojektes ist die entwicklungspsychologische Validierung von Methoden der impliziten Einstellungsmessung zur Erfassung von automatischen Aktivierungen von Vorurteilen und Stereotypen im Kindesalter. Über den Ursprung solcher Intergruppeneinstellungen ist bisher wenig bekannt. Die Theorien und Modelle der sozial-kognitiven Forschungstradition beinhalten zwar Spekulationen über frühe Sozialisationsprozesse, diese sind jedoch wenig spezifiziert und kaum entwicklungspsychologisch untersucht. Zwar liegen derzeit erste Studien mit jüngeren Probanden vor. Deren Aussagekraft ist jedoch begrenzt, da grundlegende Validierungsforschung für die Anwendung impliziter Messmethoden für entwicklungspsychologische Untersuchungen fehlt. Besonderer Fokus des hier beantragten Forschungsprojektes wird auf den Impliziten Assoziationstest (IAT) gerichtet, da er unbestritten die derzeit populärste Methode der impliziten Einstellungsmessung in der Sozialpsychologie ist. Auch in den ersten Studien zur Vorurteilen und Stereotypen bei Kindern und Jugendlichen wurde fast ausschließlich der IAT eingesetzt. Hierbei wurde dokumentiert, dass bereits sechsjährige Kinder IAT-Effekte in vergleichbarer Höhe wie erwachsene Probanden aufwiesen. Daraus wurde geschlossen, dass Intergruppeneinstellungen besonderen plötzlichen Formierungsprozessen unterliegen, dann jedoch sehr stabil sind und durch langfristige bzw. wiederholte Erfahrungen unbeeinflusst bleiben. Solcherart Theoriebildung ist hochgradig problematisch, wenn sie ausschließlich auf Befunde mit einer spezifischen Messmethode beruht, die selbst kritisch betrachtet werden muss. So weisen vielzählige Befunde darauf hin, dass die Einstellungsmessung mit dem IAT mit verschiedenen exekutiven Funktionen konfundiert ist: Individuen mit chronisch oder temporär geringen exekutiven Funktionen weisen stärkere IAT-Effekte auf. Es ist bekannt, dass exekutive Funktionen spezifischen Entwicklungsverläufen über das Alter unterliegen und sich in Kindheit und Adoleszenz bis in das Erwachsenenalter verbessern. Basierend auf diesem Wissen ist es notwendig, zu überprüfen ob bzw. inwiefern IAT-Werte von jüngeren Probanden im Sinne einer Einstellungsmessung interpretiert werden können. Das hier beantragte Projekt fokussiert daher auf die Überprüfung alterskorrelierter Unterschiede in exekutiven Funktionen als potentielle Konfundierungen in der impliziten Einstellungsmessung bei Kindern mit dem IAT. Ergänzend wird eine zweite Gruppe von Verfahren erprobt, die auf der affektiven Misattributionsaufgabe beruhen. Dieses Vorhaben soll es ermöglichen, die Aussagekraft und Generalisierbarkeit der bisherigen IAT-Befunde und deren Beitrag zur Theorienbildung zur Entstehung und Entwicklung von Intergruppen-Einstellungen zu beurteilen. Das Projekt hat das weiterführende Ziel, entwicklungspsychologisch validierte Methoden für die Untersuchung der Entstehung von Vorurteilen und Stereotypen im Kindesalter auch im Längsschnitt bereitzustellen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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