The Nordic Ballad in the Context of Forms of Piety in the High and Late Middle Ages
Final Report Abstract
Gegenstand des Projektes waren zum einen die skandinavischen Legendenballaden, die weit bis in die (protestantische) Neuzeit hinein mittelalterlich-katholische Stoffe tradieren, zum anderen aber auch religiöse Elemente in anderen Untergattungen, vor allem den sog. Ritterballaden. Obwohl die Balladen sich sowohl einer Datierung als auch einer präziseren sozialen Verortung entziehen, lassen sie doch interessante Rückschlüsse auf Frömmigkeitsvorstellungen des Spätmittelalters wie auch der Frühen Neuzeit zu. So zeigte sich einerseits, dass insbesondere die Legendenballade das Festhalten an katholischen Konzepten weit über die Reformation hinaus dokumentiert, ein Befund, der sich auch anhand anderer Text- und Bildquellen erhärten lässt. In diesem Zusammenhang gewannen wir auch die Erkenntnis, dass hinsichtlich der chronologischen Schichtung des Balladenmaterials besser zwischen Vormoderne und Moderne differenziert werden sollte als zwischen Mittelalter und Neuzeit, da die überwiegend rurale Balladengemeinschaft im hohen Grade von longue durée-Strukturen bestimmt ist und man insofern den Zeitraum, in dem die nordische Ballade produktiv war, als ‚langes Mittelalter‘ im Sinne des französischen Mediävisten Jacques LeGoff bezeichnen könnte. Die Annahme, dass dieses ‚lange Mittelalter‘ der Ballade aber tatsächlich auch mindestens bis in das frühe 14. Jahrhundert zurückreicht – also in Perioden, aus denen uns noch keine eigentlichen Balladenaufzeichnungen vorliegen – ist zwar in der Forschung weitgehend Konsens, konnte aber sowohl untermauert als auch ausdifferenziert werden, besonders in der Dissertation Katharina Preißlers, die den intermedialen Zusammenhängen zwischen den Balladen über die Hl. Olav, Staffan und Katharina von Alexandrien und den hoch- und spätmittelalterlichen Bilddarstellungen dieser Gestalten nachgeht, aber auch in den Beiträgen zu unserem Tagungsband, die interdisziplinär, nämlich aus literatur-, religions- und auch sprachwissenschaftlichem Blickwinkel die religiösen Elemente der skandinavischen Balladentradition in den Blick nehmen. Aus diesen methodisch und thematisch vielfältigen Annäherungen ergab sich insgesamt die Einsicht, dass die nordische Ballade eine Gattung ist, die in höherem Maße als bislang in der Forschung angenommen nicht allein Aspekte mittelalterlicher (Volks-)Frömmigkeit reflektiert, sondern auch Aussagen zulässt über Wandel und Konstanz von Frömmigkeitskonzepten im Spannungsfeld von Katholizismus und Protestantismus.
Publications
- Ballade. In: Germanische Altertumskunde Online, de Gruyter
Corbeil D, Lorico A
(See online at https://doi.org/10.1515/gao) - Balladenspuren in mittelalterlichen Medien des Nordens. In: Heitmann, Annegret und Katarina Yngborn (Hg.): „Rider ud saa vide“. Balladenspuren in der skandinavischen Kultur. (Rombach Nordica ; 22). Freiburg i. Br. 2016. S. 17-38
Preißler, Katharina
- »Chorea est circulus, cuius centrum est diabolus.« Tanzmotive in nordischen Balladen im Kontext der mittelalterlichen kirchlichen Tanzkritik. In: Heitmann, Annegret/ Yngborn, Katarina (Hrsg.): »Rider ud saa vide«. Balladenspuren in der skandinavischen Kultur. Freiburg i.Br./Berlin/ Wien 2016. S. 39-69, S. 53-55
Böldl, Klaus
- Eddische Dichtung und nordische Ballade: eine schwierige Nachbarschaft. In: Krüger, Jana, Vivian Busch et al. (Hgg.): Die Faszination des Verborgenen und seine Entschlüsselung – Rāði sāʀ kunni. Beiträge zur Runologie, skandinavistischen Mediävistik und germanischen Sprachwissenschaft. Berlin / Boston 2017 (RGA-Ergänzungsbände; 105). S. 33-52
Böldl, Klaus
- Die nordische Ballade als religiöser Resonanzraum, München: Utz, 2018. 297 S.
Böldl, Klaus / Katharina Preißler (Hgg.)
- Tradition, Erinnerung, Fiktion – Elemente mittelalterlicher Religion in den Ritterballaden. In: Heitmann, Annegret / Philipp Martin (Hg.): Balladenechos. Die skandinavische folkevise im kulturellen Gedächtnis. 2018, Rombach, Freiburg i. Br., S. 19 - 48
Böldl, Klaus