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Komposition im Kontext: Kontexteinflüsse auf die Verarbeitung von Ereignis-Koerzion

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung von 2014 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254945544
 
Das vorgeschlagene Projekt untersucht den Einfluss kontextueller Information auf die Auflösung kompositionaler Konflikte (=Koerzion). Die Natur der Wechselwirkung zwischen Kontext und kompositionaler Interpretation ist von zentraler Bedeutung für die Architektur der Semantik-Pragmatik Schnittstelle. Als Ausgangspunkt dienen uns zwei komplementäre Sichtweisen auf diese Schnittstelle: a) modulare Ansätze nehmen an, dass die Satzbedeutung in einem ersten Schritt unabhängig von kontextueller Information berechnet wird, während b) gemäß eines interaktiven Ansatzes davon auszugehen ist, dass pragmatische Information durchgängig auf die kompositionale Interpretation Einfluss nehmen kann. Bestehende experimentelle Arbeiten zu kompositionaler Interpretation haben sich des Phänomens der Koerzion mit großem Erfolg bedient, um zu Aussagen über die Online-Prozessierung kompositionaler Bedeutung im Satz zu kommen. Wir bauen auf unseren bisherigen Arbeiten zur Verarbeitung von Koerzion auf, um das Phänomen auf der pragmatischen Ebene zu untersuchen. Dabei stehen uns vier Forschungsziele vor Augen: Erstens wollen wir pragmatische Anreicherung während der Ereignisinterpretation untersuchen, um herauszufinden, ob die Information aus dem vorraus gehenden Diskurskontext unmittelbar zu Koerzionsprozessen genutzt werden kann. Zweitens werden wir Fälle aspektueller Abschwächung studieren, bei denen ein kompositionaler Konflikt - wiederum aspektueller Art - eine Revision des Diskursmodells für den voran gehenden Kontext nötig macht. Drittens werden wir uns kontextuelle Einflüsse auf die Desambiguierung alternativer Ereignisinterpretationen vornehmen, um zu prüfen, ob der Kontext unmittelbar desambiguierende Wirkung zeigen kann. Schließlich werden wir an die bestehende Forschung zu Kontextabhängigkeit von Komplement Koerzion anknüpfen, um zu einem besseren Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen bei der Ableitung von Koerzionslesarten zu gelangen.Die Ergebnisse des Projektes versprechen einen bedeutenden Erkenntnisgewinn sowohl in theoretischer als auch in empirischer Hinsicht. Der Fokus auf lokale kontextuelle Anpassungsstrategien zur Lösung kompositionaler Konflikte bringt die Pragmatik einen entscheidenden Schritt weiter hin zu einer Theorie der pragmatischen Verarbeitung. Was die Empirie angeht, so planen wir neben der Erhebung von Offline Daten die Messung von Blickbewegungen und ereigniskorrelierten Potenzialen, um zu einem besseren Verständnis der kognitiven Vorgänge bei der Berechnung komplexer Bedeutung im Kontext zu kommen.Das vorgeschlagene Projekt bezieht sich auf das Kernthema des Schwerpunktprogramms XPrag.de, indem der Frage nachgegangen wird, wie bestehende Theorien über die Semantik/Pragmatik Schnittstelle in neue, präzisere Theorien der Kontextabhängigkeit überführt werden können. Wir werden hierzu eine große Breite an Methoden einsetzen, um die zeitlichen Eigenschaften und neuronalen Grundlagen pragmatischer Prozesse zu entschlüsseln.
DFG-Verfahren Schwerpunktprogramme
 
 

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