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Feine akademische Unterschiede. Berufungsverfahren in disziplinären Umbruchsituationen

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2014 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 254562991
 
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zielen darauf, ihre Positionen zu sichern und zu verbessern. Zu diesem Zweck positionieren sie sich und andere in einem diskursiven Spiel der feinen akademischen Unterschiede. Das Projekt befasst sich mit Berufungsverfahren als dem in disziplinäre Wissenshorizonte eingebetteten und verfahrensmäßig reglementierten Prozess, in dem wissenschaftliches Leitungspersonal anhand von akademischen und nicht-akademischen Unterscheidungen institutionell in Stellung gebracht wird. Besonders prekär sind diese Positionierungen in disziplinären Umbruchsituationen, in denen die Besetzung institutioneller Positionen richtungsweisend sein kann und in denen die akademischen Unterscheidungen einer Disziplin umstritten sind. Berufungsverfahren sind in solchen Umbruchsituationen nicht nur ein Modus der professoralen Reproduktion, sondern auch ein zentrales Verfahren der Institutionalisierung kognitiven Wandels. In vollem Ausmaß werden die fachinternen Konfliktlinien der Konstruktion feiner akademischer Unterschiede erst im historischen Rückblick erkennbar. Den ersten empirischen Zugang des Projekts bilden 50 ausgewählte Berufungsakten aus der Geschichtswissenschaft und der Germanistik zwischen 1960 und 1980. Den zweiten Zugang bilden fachöffentliche Umbruchdebatten, in denen die in Berufungen mobilisierten Unterscheidungen lange vor Beginn der Verfahren konstruiert werden. Mit qualitativen Verfahren der empirischen Sozial- und Diskursforschung kann durch das Projekt erstens gezeigt werden, wie bei der Stellenbesetzung die heterogenen Unterscheidungen der Verfahrensbeteiligten institutionell verfestigt werden, inwiefern dieser Prozess zweitens an breitere Wissenshorizonte andockt und welche Bedeutung Berufungsverfahren drittens für disziplinären Wandel haben. Im Rahmen einer Wissenschaftssoziologie der Sozial- und Geisteswissenschaften leistet das Projekt einen theoretisch-empirischen Beitrag zur Untersuchung der Rekrutierungsmodi von Professorinnen und Professoren an deutschen Universitäten sowie zur institutionellen und personellen Ausgestaltung disziplinärer Neuerungen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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