Project Details
Projekt Print View

Elephantine in Context

Subject Area Protestant Theology
Term from 2014 to 2019
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 254430328
 
Final Report Year 2020

Final Report Abstract

Das bei der DFG beantragte Projekt „Elephantine im Kontext“ hatte eine ebenso risikofreudige wie innovative Fragestellung: Das zum Teil schon seit langem bekannte Material von der judäisch-aramäischen Gemeinschaft im perserzeitlichen Elephantine – einer Nilinsel im Süden Ägyptens – sollte unter einem neuen Blickwinkel untersucht wurden. Ziel war, mit einer Forschungstradition zu brechen, welche die „Judäer/Aramäer“ auf Elephantine vom Alten Testament her untersucht und von ihrem historischen Kontext – Elephantine – weitgehend losgelöst betrachtet hat. In einem Satz gesagt, hat sich der Ansatz des Projektes nicht nur bewährt, sondern auch zu neuen Perspektiven geführt. Hatte die ältere Forschung die Judäer/Aramäer auf Elephantine vorschnell mit dem Alten Testament oder auch der Religion des antiken Israel verbinden wollen, so konnte im Projekt gezeigt werden, dass die Judäer/Aramäer auf Elephantine zunächst als das verstanden werden müssen, was sie zuvorderst waren: Ein Teil einer multikulturellen Gemeinschaft auf einer Nilinsel im Süden Ägypterns, auf der ein wichtiges ägyptisches Heiligtum stand – der Tempel des Gottes Khnum – das zugleich als Wirtschafts- und Verwaltungszentrum des Gebietes an der ägyptischen Südgrenze diente. Die aramäischen Dokumente aus Elephantine, die im Rahmen des Projektes neu untersucht wurden, lassen zweifelsfrei erkennen, dass die Judäer/Aramäer einer sozialen Elite angehörten, die vielfältige Interaktionen untereinander und mit ihren ägyptischen Nachbarn pflegte und die auf Basis der persischen Politik in Ägypten zu verstehen ist. Die Perser hatten die Verwaltungsstruktur einschließlich des Steuersystems der letzten einheimischen ägyptischen Dynastie übernommen und beließen die unteren Beamten weitgehend in ihren Postionen. Allein die mittlere und höhere Leitungseben wurde ausgetauscht, wofür die Perser bevorzugt Vertreter einer bilingualen Elite einsetzten. Es waren Menschen, die einerseits der Lingua Franca des Perserreiches – des Aramäischen – mächtig und andererseits mit der ägyptischen Kultur vertraut waren. Mit anderen Worten: das Neben- und Miteinander einer multikulturellen Gemeinschaft aus Judäaern, Aramäern, Phöniziern, Karern, Syrern, Iranern und Vertretern anderer Ethnien auf Elephantine erklärt sich von der persischen Politik in Ägypten her. Zudem zeigte das Projekt, dass die Judäer/Aramäer von Elephantine so wie auch ihre multikulturellen Nachbarn nicht allein im Süden Ägyptens agierten, sondern als Teil einer sozialen und intellektuellen Elite in ganz Ägypten, d.h. auch in Theben oder im Delta, zu verstehen sind. In dem Projekt wurden Fragen aufgeworfen, die im Rahmen zukünftiger Forschungen zu klären sind: Welche Auswirkungen hat die Neuedition des demotisch-aramäischen Papyrus Amherst 63 für die Interpretation der Judäaer/Aramäer von Elephantine? Hier müsste auf Basis der Forschungen von Tawny Holm und Karel van der Toorn eine aktuelle These überprüft werden, derzufolge Papyrus Amherst 63 mit Elephantine verbunden werden kann. - Wie stellt sich das Leben der Judäer/Aramäer auf Elephantine dar, wenn man es mit der babylonischen Diaspora (Al-Jahudu) vergleicht? Diese Fragestellung ist Gegenstand eines bewilligten DFG-Projektantrages.

Publications

 
 

Additional Information

Textvergrößerung und Kontrastanpassung